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2. Bewässerung. Die Landschaft liegt zu beiden Seiten der
Mosel, die ihr bedeutendster Fluß ist. Die Mosel (von Mosella, d. i.
kleine Maas) entspringt in zwei Quellen auf dem Wasgenwalde, und
zwar am Westabhange seines Südendes. Auf ihrem Oberlaufe fließt
sie durch französisches Gebiet. Das Flußtal der Mosel ist anfangs
eng und hat steile Ufer; von Metz ab wird es breiter. Bei Pagny
erreicht sie die deutsche Grenze, und von Perl bis Wasserbillig scheidet
sie den Regierungsbezirk Trier und das Großherzogtum Luxemburg.
Ihr größter Nebenfluß ist die Saar, die im nördlichen Teile des
Wasgenwaldes ihren Ursprung hat. Durch die Mosel wird das
lothringische Stufenland dem Rheingebiet angegliedert.
3. Erzeugnisse der Landschaft und Beschäftigung der Bewohner.
Der Boden der Landschaft ist durchweg sehr fruchtbar; das Klima ist
wegen der geringen Bodenerhebung und der südwestlichen Lage sehr
milde. Ergiebiger Ackerboden ist reichlich vorhanden, weshalb der
Ackerbau in Blüte steht. Der Boden ist aber vielfach mit tonigen
Bestandteilen vermischt und darum schwer zu bearbeiten. Oft ist man
genötigt, 4—6 Pferde an einen Pflug zu spannen. Um das nötige
Zugvieh zu erhalten, wird der Pferdezucht eine besondere Sorgfalt
gewidmet. Im Westen des Landes gedeiht besonders die Weinrebe;
der kalkhaltige Boden und die tiefeingeschnittenen, sonnigen Täler eignen
sich vorzüglich zum Weinbau. Auch der Obstbau liefert reiche Ernten.
Der Boden birgt reiche Mineralschätze. Im Gebiet der Mittlern Saar
gibt es ergiebige Steinkohlenlager, in denen Tausende von Arbeitern
beschäftigt sind. Auf der linken Seite der Mosel weist Lothringen
mächtige Lager von Eisenerzen auf, weshalb deren Gewinnung und
Verarbeitung eine wichtige Erwerbsquelle ist. Endlich liefert es viel
Salz, das teils als Steinsalz, teils aus der Sole gewonnen wird. Die
günstigen Erwerbsverhältnisse erklären es, daß das Land dicht bevölkert
ist. Die Verkehrsverhältnisse sind sehr günstig. Natürliche und künst-
liche Wasserstraßen (Flüsse und Kanäle) und zahlreiche Eisenbahnen
fördern Industrie und Handel.
4. Staatliche Bedentnng der Landschaft. Lothringen liegt im
äußersten Westen des Deutschen Reiches auf der Grenze zwischen
letztem und Frankreich. Es ist die westliche Eingangspforte des
Reiches und muß als solche im Ernstfalle dem Feinde das Ein*
dringen in die deutschen Gaue verwehren können. Als des Reiches
Grenzwacht ist das Land mit einer Reihe von Festungen ausgestattet.
Die stärkste ist Metz, in dessen Umgebung während des deutsch-fran¬
zösischen Krieges heiße Kämpfe stattfanden; eine andere Festung ist
Diedenhofen.
5. Staatliche Verhältnisse. Deutsch-Lothringen bildet mit dem
Elsaß das Reichsland, das infolge des Krieges von 1870/71 an
Deutschland kam.
III. Die Lage der Landschaft. Warum ist es ein Stufenland? Seine
größten Flüsse? Wie erklärt sich die dichte Bevölkerung Lothringens? Inwiefern
bestimmen die Erzeugnisse des Landes die Beschäftigung seiner Bewohner? Warum