Full text: Die Hauptereignisse der römischen Kaiserzeit, Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges (Teil 5)

162 Übergang zur Neuzeit. 
Wahlkönig von den Fürsten allein gewählt, auch von ihnen abhängig 
blieb, sind die Versuche der Könige, sich mit den Städten zu verbinden 
und an ihnen einen Rückhalt zu finden, alle gescheitert. 
Als Karl VIII. die Bretagne durch Heirat erworben hatte, konnte 
Frankreich als geeinigt gelten. Es wandte seine Waffen nach Osten, 
um die Vorherrschaft in Europa zu erkämpfen. 
§ 93. Entwicklung Englands im Mittelalter. In der englischen 
Geschichte bildet die normannische Eroberung 1066 einen Abschnitt. 
1. Von der Einwanderung der Angeln, Sachsen und Jüteu 
im 5. Jahrhundert bis zur Schlacht bei Hastings 1066. Angel- 
sächsische Zeit. _ , .. 
Nach Abschluß der angelsächsischen Wanderung wurden die beiden 
Inseln Großbritannien und Irland von zwei grundverschiedenen 
Völkern bewohnt, dem germanischen und dem britisch-keltischen. 
Die germanischen Einwanderer besetzten den Süden und den Osten 
des heutigen England bis zum Firth of Förth; die Briten hielten sich 
in Wales, Nordschottland, Man, den Hebriden und Irland auf. 
Auf beiden Seiten fehlte die Einigung der Volksgenossen gleicher 
Nationalität zu einem Reiche, darum kam man jahrhundertelang über 
blutige Raubkriege gegen stammfremde wie stammesverwandte Nachbarn 
nicht hinaus. Im Beginn des 9. Jahrhunderts begann eine Einheits- 
bewegung im germanischen Osten, König Egbert von Wessex wurde 
der Schöpfer eines angelsächsischen Reiches. Zu derselben Zeit, als auf 
dem Festlande der Sachse Otto I. unbedingte Anerkennung in Deutsch- 
land und über dessen Grenzen hinaus gefunden hatte, wurden Egberts 
Nachkommen von sämtlichen Königen der Insel, auch den wali¬ 
sischen und schottischen, als Oberhaupt betrachtet. 
Schon das 9. und das 10. Jahrhundert waren erfüllt von Kämpfen 
aeaen die Dänen und Normannen. König Alfred hatte sich durch 
glückliche Kämpfe gegen sie den Beinamen des „Großen" verdient 
(aeft. 901). Am Ende des 10. Jahrhunderts begannen ihre Angriffe von 
neuem. Diesmal war der Erfolg so groß, daß Knut die Krone von 
England mit der von Dänemark und Norwegen vereinigte. Bald nach 
der Dänenzeit besiegte Wilhelm, Herzog von der Normandie, m der 
Schlacht bei Hastings den Angelsachsen Harald und eroberte die ^nsel 
2. Die Zeit seit der normannischen Eroberung. Wilhelm 
zog alles Land ein und erklärte es für Eigentum der Krone, er bildete 
Baronien daraus und vergab sie vorzugsweise an Normannen zu setzen. 
Seine Herrschaft war eine Fremdherrschaft, an seinem Hofe wurde 
nur sranzösisch gesprochen, der nationale Unterschied zwischen den Siegern 
und den Besiegten erhielt sich etwa zwei Jahrhunderte; wiederholt wurden 
Aufstände der Angelsachsen mit furchtbarer Strenge gebrochen Dagegen 
trennten die eingewanderten Normannen das Band, das sie an ihre
	        
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