i Lebensbilder.
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Aber je blühender das Haus, desto größer der Hausstand, und nehmen
wir alle, die Dienste bietend, auch der geistigsten Art, unserem Hause sich
anschließen, hinzu: Hauslehrer, Lehrerinnen und Hausarzt, so ist unser
Haus zu einem Abbilde des organisierten Volkslebens geworden, ein Staat
im kleinen.
Unser Haus öffnet nicht bloß seine Thür dem Gleichgesinnten und
Gleichgestellten und pflegt der Geselligkeit und Gastfreundschaft; unser
Haus öffnet auch seine Thore der Not und der Armut. Nicht Bettler
ziehen wir an uns, aber Hausarme hängen an uns als Schutzbefohlene
und gerade in ihre Häuser treten wir hinein, wo uns wahrhaft daran
liegt, Hülfe zu bringen und zwar rechte Hülfe.
So hat sich aus kleinen Anfängen ein stattlicher Palast erhoben.
Unser Haus ist eine Welt geworden und spiegelt die Welt im Kleinen.
Und so entlehnen wir gerne von den Engländern, deren Haus durch
Pflege des Familienlebens sich neben das deutsche zu stellen berechtigt ist,
die Bezeichnung unseres Hauses als Burg.
Unser Haus ist die Burg aller Sitte, aller Sittlichkeit, damit aber
die Burg und Bürgschaft aller Kraft und aller Tüchtigkeit, die von da
hinausgeht in die Welt. Unser Haus ist die Burg unsers Volkes und
Vaterlandes, die Burg aller wahren reinen Menschlichkeit. —
Nach W. Müller.
39. Zimmerspruch.
Das neue Haus ist aufgericht't,
Gedeckt, gemauert ist es nicht,
Noch können Regen und Sonnenschein
Von oben und überall herein:
Drum rufen wir zum Meister der Welt,
Er wolle von dem Himmelszelt
Nur Heil und Segen gießen mrs
Hier über dieses offne Haus.
Zu oberst woll er gut Gedeihn
In die Kornböden uns verleihn;
In die Stube Fleiß und Frömmigkeit,
In die Küche Maß und Reinlichkeit,
In den Stall Gesundheit allermeist,
In den Keller dem Wein einen guten Geist;
Die Fenster und Pforten woll er weih'n,
Daß nichts Unseliges komm' herein,
Und daß aus dieser neuen Thür
Bald fromme Kindlein springen für.
Nun Maurer decket und mauret aus,
Der Segen Gottes ist im Haus. Uh land.
1. Der Maurer schreitet frisch heraus,
Er soll dich nieder brechen;
Da ist es mir, du altes Haus,
Als hörte ich dich sprechen:
„Wie magst du mich, das lange Jahr
Der Lieb' und Einwacht Tempel war,
Wie magst du mich zerstören?
40. Das alte Haus.
Dein Ahnherr hat mich einst erbaut
Und unter frommem Beten
Mit seiner schönen, stillen Braut
Mich dann zuerst betreten.
Ich weiß um Alles wohl Bescheid,
Um jede Lust, um jedes Leid,
Was ihnen widerfahren.