c. Karl der Große. — 2. Die Einrichtung und Verwaltung des Reiches. 35
Maß- und Gewichtswesen wurde geregelt; die Einrichtung neuer Zölle
auf den Wegen und Straßen wurde verboten.
5. Pflege der Bildung. Mit besonderem Eifer widmete sich
Karl der Pflege der Bildung und der Religion. Bistümer und Kirchen
wurden gegründet. Zu ihrem Unterhalte erhielten die Geistlichen den
Zehnten von dem Ertrage der Äcker, dafür verlangte jedoch Karl
von ihnen eine eifrige Erfüllung ihrer Pflichten und einen tngend-
haften und vorbildlichen Lebenswandel. Die Reste des Heidentums
wurden mit aller Strenge ausgerottet. Um aber die Bildung unter
dem Volke verbreiten zu können, mußten die Geistlichen erst selbst
gebildet sein, und darum richtete Karl an den Bischofssitzen und in
den Klöstern Schulen ein, in denen die angehenden Geistlichen im
Schreiben, Lesen, der christlichen Religion, dann aber auch in allen
Wissenschaften der Zeit unterwiesen wurden.
Ebenso gründete er auch an seinem Hofe Schulen, in denen die
Söhne seiner Hofbeamten unterrichtet würden, damit er aus ihrer
Mitte dereinst tüchtige Beamte gewinnen könnte.
6. Pflege von Wissenschaft und Kunst. Karl war selbst ein
großer Freund der Wissenschaft und Kunst, und noch in seinem Alter
füllte er die Lücken seiner Jugendbildung aus, indem er Schreiben
und Lesen lernte. Er hielt gelehrte Männer in seiner Umgebung
(Paulus Diakonus, der eine Geschichte der Langobarden schrieb, Einhard,
der Karls Leben der Nachwelt erzählte, Rabanus Maurus, der Gründer
der Schulen, der Angelsachse Alkuin, ein bedeutender Theologe u. a.).
Die Bauten, die er in Italien kennen gelernt hatte, suchte er in
der Heimat nachzubilden. So ließ er mit solchen seine Pfalzen in
Ingelheim, Nymwegen und namentlich Aachen schmücken.
7. Die Pfalzen. Wie die früheren fränkischen Könige, so lebte
auch Karl nicht dauernd an einem Orte, sondern nahm mit seinem
großen Gefolge von Beamten und Kriegern bald hier, bald da auf
seinen Landgütern seinen Wohnsitz, wo dementsprechend Baulichkeiten
errichtet werden mußten, die man Pfalzen nannte. Die Verpflegung
des kaiserlichen Hofes mußte dann von diesen Gütern besorgt werden.
Auf diese Weise lernte der Herrscher die verschiedenen Gebiete seines
Reiches aus eigener Anschauung kennen.
8. Die Königsboten. Dies genügte freilich nicht, um ein fo
gewaltiges Reich zu überwachen. Deshalb schickte der Kaiser alljähr-
lich Boten, die er aus den besten und angesehensten Männern in seiner
Umgebung auswählte, in die verschiedenen Teile des Landes, um die
Tätigkeit aller Beamten zu beaufsichtigen und ihm von dem Zustande
des Landes, wie sie ihn in Klöstern, in Gerichten, bei den Bauern
gesunden hatten, zu berichten. Dieselben waren dann auch befugt, das
Königsgericht als Vertreter ihres Herrschers abzuhalten.