Full text: Die außereuropäischen Erdteile nebst den deutschen Kolonien (Bd. 3)

Das westliche Faltengebirge von Südamerika. 
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von tiefen Tälern durchfurcht. In Bolivia, wo die Hochebene 
die größte Breite erreicht, ist diese dagegen zum großen Teil 
abflußlos. Die Gewässer sammeln sich dort in zahlreichen 
Seen, unter denen der 3800 m hoch gelegene Titicaca-See, 
der 200 km lang, 60 km breit ist und eine Fläche von etwas mehr 
als 8000 qkm einnimmt, der größte ist. Der See liegt auf der 
Grenze von Peru und Bolivia, in der großartigen Umrahmung der 
beiden Schneeriesen, des Sorata und des Illimani. Die hohe und 
abgeschlossene Lage der Puna inmitten der Eisgefilde des Hoch¬ 
gebirges bedingt ein rauhes und nebelreiches Klima, mit 
großen und oft sehr plötzlich eintretenden Wärmeschwankungen. 
Die tief eingeschnittenen Täler, die, wie oben bemerkt, als Sierras 
bezeichnet werden, haben dagegen infolge der tiefen und geschützten 
Lage ein viel milderes Klima. 
Die Puna ist .ein ödes, trauriges Tafelland. Den Boden 
bedeckt braungelbes Gras, die dürftige Nahrung der Lamas und 
Vicuñas (vikunjas), die mit dem hoch in den Lüften seine ruhigen 
Kreise ziehenden Kondor die einzige Äußerung des Lebens sind. 
Ungefähr das ganze Jahr hindurch wehen von den Eisfeldern des 
Gebirges kalte Winde herab; Gewitter von der furchtbarsten 
Heftigkeit entladen sich fast täglich ; oft folgt dann ein tolles 
Schneegestöber und wiederum im raschen Wechsel schwüler Sonnen¬ 
schein". (Contzen). 
Im W tritt das Meer meist sehr nahe an das Hochgebirge 
heran, der schmale Küstenstreifen, die Costa, liegt, gleich 
der Westküste Nordamerikas, im Regenschatten der mächtigen 
Hochgebirgsketten. Regenbildung von W her wird aber, ebenfalls 
wie dort und an manchen andern Küsten, durch kalte Meeres¬ 
strömungen verhindert. Es kommt nur zur Neb e lb il dung, 
und nur ein starker Tauniederschlag erquickt in der feuchtern 
Jahreszeit die Pflanzen, die 6 Monate lang völlig dursten mußten. 
Die Trockenheit des Klimas hemmt die Entfaltung des Pflanzen¬ 
lebens und fördert die Entstehung von Flugsandgebieten, 
in denen der Wind ein stetes Spiel mit den gelben, halbmond¬ 
förmigen Sandhügeln treibt. Noch wüstenhafter als die Küste 
von Peru ist die des nördlichsten Chile (tschile), die dort nebst 
dem Hochlande als At acama-Wüst e bezeichnet wird. Nach N 
reicht die heißdürre Küstenstrecke Südamerikas bis zum 4.° S, 
nach S bis zum 32.° S, von wo ab infolge reicherer Niederschläge 
wieder reicher Holzwuchs die Küstenlandschaften schmückt 
Im Gegensatze zum heißdürren Küstenlande ist der Ostfuß 
der Anden (der östlichen Hauptkette), in Peru die Montaña und 
in Bolivia Yunga genannt, sehr regenreich, weil das Gebiet 
Steigungsregen von 0 her empfängt und auf einer langen 
Strecke auch im Bereiche der Tropenregen liegt. Die große 
Feuchtigkeit, zusammen mit der hohen Wärme und der Frucht¬ 
barkeit des vom Hochgebirge abgeschwemmten Bodens, ließ das 
üppige Bild des tropischen Urwaldes entstehen.
	        
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