Full text: Die außereuropäischen Erdteile nebst den deutschen Kolonien (Bd. 3)

Afrika. 
Unterhalb Kairo, der größten und prächtigsten Stadt 
Afrikas, die die Araber mit Stolz Masr el Kahira, die Sieg¬ 
reiche, nennen, beginnt das großartige Delta des Nils. Es ist 
etwa 200 km breit; fast ebenso lang sind die beiden anderen 
Seiten des Dreiecks, welches der Strom in zwei Hauptarmen 
und zahlreichen Nebenarmen durchfließt. An der Spitze des Deltas, 
wo die beiden Hauptarme, der Arm von Rosette, der nach NW 
und der Arm von Damiette, der nach NO fließt, sich trennen, regelt 
seit 1890 ein großartiges Schleusen werk den Abfluß des Nil¬ 
wassers. Der unterste Teil des Deltas ist sehr sumpfig. Eine Zone 
von Strandseen und Lagunen vermittelt den Übergang zum 
Meere, und nur dünenbesetzte Nehrungen zeigen den Verlauf der 
Küste an. Auch östlich vom Nildelta zieht sich eine Seenkette, 
aber südwärts zum Roten Meere hin. Sie liegen in einer Sen¬ 
kung, deren höchste Bodenschwelle, zwischen den Seen, nur 16 m 
beträgt. Im Jahre 1869 wurde die Landenge von Sues 
zwischen dem Mittelländischen und dem Roten Meere im Sues- 
k a n a 1 e durchstochen. 
Von Kairo ab ist das Niltal südwärts zu beiden Seiten von 
steilen und völlig kahlen Felswänden, die bis zu 350 m ansteigen, 
den Rändern der Libyschen und Arabischen Wüste, ein¬ 
gefaßt. In wechselnder Breite zieht es sich als ein grünes Band 
zwischen diesen hin. Bald drängen sich die Berge von links, bald 
von rechts näher an den Strom heran. Sie bestehen meist aus 
hellgefärbtem Kalk- oder Sandstein, der der Talbildung vor 
langer Zeit wenig Widerstand entgegensetzte. In gleichmäßiger 
Ruhe bewegen sich die Fluten des Nils Weiter oberhalb hat der 
Strom an mehreren Stellen noch nicht die Felssperrungen völlig 
zu beseitigen vermocht. Wir gelangen zu den sechs Nilkatarakten 
und schauen den Kampf mit härterem Gestein. Die erste Katar¬ 
akte bei Assuan, wo Ägypten endet und das Land Nubien 
beginnt, wird durch Granitfelsen gebildet, desgleichen die dritte, 
die zweite oder große bei Wadi-Halfa dagegen durch Sand- 
steinf'elsen. Einst hat der Nil an diesen Stellen jedenfalls gro߬ 
artige Wasserfälle gebildet. Jetzt schauen wir dagegen ein Ge¬ 
wirr von Felsklippen, zwischen denen der Strom seine Wasser nur 
in schnellerem Laufe bewegt. Mehrere Katarakte haben eine un¬ 
geheure Länge. So ist der zweite 15, der vierte sogar 60 km 
lang. 
Oberhalb der sechsten, der letzten Katarakte, an der Stelle, 
wo O m dur m an (früher Chartum) liegt, vollzieht sich die Ver¬ 
einigung der beiden Hauptquellarme des Nils, zweier 
mächtiger Ströme, des Weißen und des Blauen Nils. Von ihnen 
empfängt er die Kraft, um sich den weiten Weg zum Meer, durch 
mehr als 15 Breitengrade hindurch, zu erkämpfen. Und ein W eg 
durch die Wüste ist es, in der der Sonnenbrand, der den Boden 
fast erglühen läßt, immerfort am Strome zehrt. Nur ein einziger 
Nebenfluß, der Atbara, der bald nach der Vereinigung der beiden
	        
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