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Die übrigen Geschwister lachten Karolinen noch oft wegen ihrer
Furchtsamkeit aus.
Ludwig Kellner, Lehrgang für den deutschen Sprachunterricht. 14. Aufl. Erfurt L S. 103.
342. Abendgebete. (c.)
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1. O Gott, nun möcht' ich legen Behüte all' die Meinen
Den müden Leib zur Ruh'. Vor Herzeleid und Not,
So gieb mir deinen Segen Und laß uns wieder scheinen
Und Frieden auch dazu! Dein helles Morgenrot!
2. Du hast am frühen Morgen 1. Die müden Glieder wanken
Schon meiner treu gedacht, Und sehnen sich zur Ruh',
Nun bin ich ohne Sorgen In Loben und in Danken
Auch in der dunkeln Nacht. Gehn mir die Augen zu
Friedrich Güll. Kinderheimat. 4 Aufl. Gütersloh. J. S. 1265.
1
Müde bin ich, geh zur Ruh, 13 Alle die mir sind verwandt,
Schließe beide Auglein zu. Gott laß ruhn in deiner Hand!
Vater, laß die Augen dein Alle Menschen groß und klein
Über meinem Bette sein! Sollen dir befohlen sein!
2. Hab' ich Unrecht heut' gethan, 4. Kranken Herzen sende Ruh,
Sieh es, lieber Gott, nicht an! Nasse Augen schließe zu;
Deine Gnad' und Jesu Blut Laß den Mond am Himmel stehn
Macht ja allen Schaden gut. Und die stille Welt besehn!
Luise Hensel, Diepenbrock. Christl. Blumenstrauß. 2 Aufl. Sulzbach 1862. S. 416.
343. Die Nacht (a.)
Die Sonne ist längst schon untergegangen. Draußen ist's dunkel.
Nur am Himmel oben funkeln Millionen Sterne. Alles ruht und
schläft. Unser Gott im Himmel aber wacht. Die Kindlein liegen in
ihren Bettchen, und Gottes Engel schützen ihre Ruh'. Die Vöglein sitzen
in ihren Nestern und in den Zweigen der Bäume. Die Haustiere lie—
gen in ihren Ställen. Die Tiere des Waldes ruhen auf ihrem Lager.
Nur die Fledermäuse und Nachtfalter schwirren durch das nächtliche
Dunkel, um ihre Nahrung sich zu erbeuten. Alles schweigt, alles ist
still in der Nacht. Der Lärm und das Tosen des Tages ist verklungen.
Die scheue Eule allein kreischt durch die Lüfte, und von fern her erklingt das
Bellen eines wachsamen Hofhundes. Durch die Bäume saust der Wind,
und vom nahen Kirchturme herab schlägt die zwölfte Stunde. Es ist
Mitternacht. Doch still! Wer ruft da? Es ist der Nachtwächter; er singt:
„Hört, ihr Herren, und laßt euch sagen:
Die Glocke droben hat zwölf geschlagen:
Bewahret das Feuer und auch das Licht,
Das unserm Orte kein Schaden geschicht!
Lobt Gott, den Herrn!“
Rudbolf Dietlein.