Kursus II. Abschnitt III. §§ 65. 66.
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und etne längere, kalte Jahreszeit; letztere nimmt nach den Polen an Länge
immer mehr zu, bis sie die allein herrschende wird.
Auf der nördlichen und südlichen Halbkugel herrschen immer die entgegen-
gesetzten Jahreszeiten.
Mit der ungleichen Dauer der warmen und kalten Jahreszeit hängt die
ungleiche Dauer der Tage und Nächte in den einzelnen Zonen zusammen.
In der heißen Zone sind Tage und Nächte das ganze Jahr hindurch
beinahe gleichlang; in den gemäßigten und kalten Zonen nehmen die Tage
-m Sommerhalbjahre bis zum 21. Juni an Länge zu und in dem Winterhalbjahre
bis zum 21. Dezember ab. Unter den Polarkreisen dauert der längste Tag
24 Stunden, an den Polen ein halbes Jahr. Am 21. März und 23. Sep-
tember sind auf der ganzen Erde Tag und Nacht gleich.
Die lange Dauer der Tage im hohen Norden und Süden ist von der größten
Bedeutung: denn in den langen Tagen entwickelt sich hier eine so starke Wärme,
daß die Früchte auch in dem kurzen Sommer noch reifen können.
Die scheinbare Bewegung der Sonne zwischen den Wendekreisen ist nicht die einzige
Folge der wirklichen Drehung der Erde um die Sonne. Indem die Erde um die Sonne
wirklich einen Kreis beschreibt, vollendet die letztere scheinbar auch einen Kreis am Himmel.
Dieser Kreis heißt der Tierkreis, weil in demselben Sternbilder liegen, welche von den
Alten meist nach Tieren benannt worden sind. Es giebt zwölf Sternbilder, an denen die
Sonne im Laufe eines Jahres vorbeiwandert: Widder y, Stier y, Zwillinge n,
Krebs Löwe &, Jungfrau np, Wage Skorpion ttl, Schütze Stein¬
bock Wassermann zz. und Fische X-
Hat die Sonne den nördlichsten Punkt am Himmel erreicht, d. h. steht fte 23 V20
(für Berlin) vom Äquator entfernt, so tritt sie in das Zeichen des Krebses; deshalb
nennt man den nördlichen Parallelkreis, von dem sie sich zum Äquator zurück,
wendet, den Wendekreis des Krebses. Hat sich dagegen die Sonne 23 V20
(für Berlin) vom Äquator nach S. entfernt, so tritt sie in das Zeichen des
Steinbocks; deshalb nennt man den südlichen Parallelkreis, von welchem sich die
Sonne zum Äquator zurückwendet, den Wendekreis des Steinbocks.
<8 es.) B, Das Klima der Erde.
Das Klima des Festlandes wird nicht ausschließlich durch die mehr oder
weniger senkrechte oder schräge Stellung der Sonne bestimmt, sondern auch
durch hohe Lage des Landes, durch die Gebirge, Winde, vornehmlich aber
durch das Meer beeinflußt. Das Festland und das Meer werden durch die
Sonne ungleich erwärmt. Das Festland erwärmt und kühlt sich schnell ab,
das Meer dagegen nur langsam; es mäßigt sowohl die Hitze wie die Kälte
des benachbarten Festlandes. Daher haben die am Meere gelegenen Länder ein
ozeanisches Klima mit milden Sommern und milden Wintern; die-
jenigen Länder dagegen, in denen durch weite Entfernung oder durch hohe Gebirge
der mildernde Einfluß des Meeres ausgeschlossen wird, ein kontinentales Klima
mit heißen Sommern und kalten Wintern. Einen besonders großen Einfluß
üben auf das Klima des benachbarten Festlandes die warmen und kalten