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10 Uhr 45 Minuten. Das halbe Reich liegt hinter uns. Der erste
Reisetag ist zu Ende, was wird der nächste bringen? — Ermüdet von
der Reise verzichten wir darauf, in später Abendstunde noch einen
Spaziergang durch Berlin zu machen. Wir werden die Stadt ein
anderes Mal genauer kennen lernen. (Vergl. S. 18.) Wir begeben uns
in ein Hotel, um einige Stunden Nachtruhe zu genießen und uns so
zu stärken zur anstrengenden Weiterfahrt.
Früh 8 Uhr stehen wir wieder auf dem Bahnhofe, um mit einem
anderen Schnellzuge die Fahrt fortzusetzen. Nun gilt es, im Fluge
Süddeutschland zu erreichen. Bald sitzen wir wieder im Wagen. Wieder
trägt uns der Zug wie gestern durch eine weite Ebene. Dutzende von
Stationen durchbraust er, ohne die geringste Kenntnis von ihnen zu
nehmen. Bald liegt Halle (9,50 Uhr) hinter uns, bald auch Weimar
(11,06), und wir nähern uns Erfurt, der Blumen- und Lutherstadt.
Nun wird die Gegend belebter. Berge scheinen aus der Erde zu wachsen.
Das schöne Thüringerland zieht wie im Traume vorüber. Wie gern
möchten wir verweilen, aber wir müssen fort, unser Ziel ist noch so
weit. Wir grüßen auf Augenblicke Eisenach (12,16) und die alte,
herrliche Wartburg und rollen dann weiter, immer weiter nach Süden.
Gegen 4 Uhr, also nach 8 stündiger Fahrt, ist Frankfurt a. Main
erreicht. Wieder umfängt uns wie in Berlin ein großer Bahnhof, wieder
entsteht ein Hin- und Herlaufen, umgibt uns Menschengewühl und
Stimmengewirr. Wir benutzen den einstündigen Aufenthalt, um ein-
mal aus dem Wagen zu springen und uns etwas Bewegung zu machen,
denn dann ist es bis Basel damit vorbei. Punkt 5 Uhr setzt sich der
Schnellzug wieder in Bewegung. Durchs schöne Hessen- und Badenser-
land geht nun die Reise. Darmstadt an der sonnigen Bergstraße,
Alt-Heidelberg die feine, die Stadt an Ehren reich, Karlsruhe,
die schöne Hauptstadt Badens, berühren wir auf eiliger Fahrt. Wieder
werden wie gestern die Lampen angezündet. Wir sitzen gemütlich beim
Lichterschein, bald wie daheim; nur das Schüttern und Donnern der
Wagen, das schrille, oft ängstlich warnende Pfeifen der Lokomotive
mahnt uns an unsere Eile. Da endlich — die Uhr zeigt wie gestern
fast 11 Uhr — ein langer Pfiff! Der Zug mäßigt seine sausende Eile,
wir rollen in einen großen, hellerleuchteten Bahnhof ein: Basel? Wir
sind am Ziele. Das ganze deutsche Vaterland liegt hinter uns. So
groß haben wir es uns nicht vorgestellt: 26 volle Stunden im Bahn-
wagen! In vier Wochen erst wird der Fußgänger in Basel eintreffen,
der mit uns Eydtkuhnen verließ.
Zur sachlichen Vertiefung,
a) Wie groß ist die Flächenausdehnung 'des Reiches,
das wir im Fluge durcheilten? (540000 qkm.)
b) Sucht zu Hause im Kursbuch die Strecke Eydtkuhnen-
Berlin aus und schreibt die Stationen, an denen der