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kommen kann. Es erscheint daher keineswegs überflüssig, an dieser Stelle
einige Worte über Schulspaziergänge und Schulwanderungen zu sagen.
A. Richten wir unsere Aufmerksamkeit zunächst auf die Schul-
Spaziergänge. Durch sie werden die Kinder in der nächsten Um-
gebung des Wohnortes heimisch gemacht. Sie sollen
1. klare Raumvorstellungen gewinnen und damit die Grundlage
für das Schätzen, Messen und Berechnen von Entfernungen (Kilometer,
Quadratkilometer — 1 Kilometer = 12 Wegminuten, 5 Kilometer
— 1 Wegstunde, 30 Kilometer — 1 Eisenbahnstnnde),
2. die Täler und Hügel. Teiche und Bäche, Stege, Brücken und
Furten usw. der Heimat benennen, nach ihrer Lage, Richtung oder Form
unterscheiden lernen und so Ortssinn und Ortsgedächtnis erwerben, ferner
3. im Anschluß an die typischen Objekte der Umgebung geograpbische
Grundbegriffe gewinnen ^), wie z. B. Hügel, einzelnstehender Berg sFuß,
Abhang, Gipfel — kahl, bewaldet, bebaut), Bergzug (Kamm), Höhle,
Tal, Schlucht, Abgrund, Kessel, talauf, talab, Ebene, — Wasserspiegel,
stehendes und fließendes Gewässer, Quelle, Bach (Bett, Ufer, steil, flach,
Lauf, Krümmung), Fluß, Nebenfluß, Wehr, Schleuse, Damm, Brücke,
Furt, Fähre, Lache, Teich, Insel, Sandbank, — Fußweg, Feldweg, Land¬
straße (Talstraße, Bergstraße), Bahnqleise, Bahnübergang, Eisenbahn-
brücke, Tunnel, Haltestelle, Bahnhof (Personenbahnhof, Güterbahnhof,
Güterzug, Personenzug, Schnellzug usw.),
4. den heimatlichen Himmel kennen lernen (Auf- und Untergang
der Sonne, Sonnenstand zu verschiedenen Tages- nnd Jahreszeiten, Auf-
gang des Mondes, Mondphasen, Morgen- und Abendstern, Sternbild
des Großen Bären, Milchstraße, nördlicher Polarstern, Windrichtung,
Wolkenarten, Regenbogen),
5. die heimatlichen Witterungsverhältnisse beobachten (Temperatur
bei Nord- und Südwinden, Richtung der regenbringenden Winde, Stärke
des Windes im Tale, auf der Höhe, im Walde — frühe Schneeschmelze
an der Südseite der Dächer, Gräben, Berge, Beziehung zwischen Stand
der Sonne und Temperatur usw.) und endlich
6. durch Beobachtung der verschiedenen Berufsarten mit ihren
Leiden, Freuden und Bedingungen einen Einblick in das Verhältnis der
Natur zum Menschen erhalten (Der Wirtschaftshof mit seinen Haus-
tieren. — Die Werkstätte des Handwerkers. — Der Bauplatz, aus dem
Maurer und Zimmerleute tätig sind usw.),
7. Stätten mit Interesse und denkenden Sinnes betreten, um die
Geschichte oder Sage ihreu grünen Kranz geschlagen haben (Burg!), oder
an denen das bewegte Leben der Gegenwart flutet (Bahnhof!), und
endlich
*) Selbstverständlich soll nicht auf „Definitionen" hingearbeitet werden. Es
genügt völlig, wenn der Schüler sich der wesentlichen Merkmale klar bewußt wird.
Tischend orf. Das deutsche Vaterland. 22. Aufl. 2