Full text: Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde

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von Europa aus Gebirgs- und Hochland, von welchem jedoch die 
große ungarische und lombardische Ebene eine Ausnahme machen. 
Das höchste Gebirgsland Europa's ist die Schweiz, von wo 
der Boden sich nach allen Seiten zu senkt und endlich gegen die Nord- 
und Ostsee in flache Tiefebenen, welche die ebensten und niedrigsten 
Länder Europas bilden, ausläuft. Das größte europäische Gebirge sind 
die Alpen in der Schweiz und in Italien, welche sich von da in 
viele Aste nach verschiedenen Richtungen ausbreiten. 
Mit Einschluß der Inseln, welche über 14,000 Quadratmeilen 
enthalten, schätzt man den Flächeninhalt Europas auf 184,000 
Quadratmeilen. — 
In Hinsicht der Witterung bemerken wir in Europa eine große 
Verschiedenheit. Die Wärme nimmt nicht im Allgemeinen bloß nach 
Norden, sondern auch nach Osten ab. Die Westwinde bringen 
Feuchtigkeit und Regen, die Ostwinde Trockenheit, die Südwinde 
Wärme, die Nordwinde Kälte. Die Ostwinde steigern eben so wohl 
die Sommerhitze, als die Winterkälte; die Westwinde aber mildern die 
Hitze im Sommer, wie die Kälte im Winter. In den westlichen Ge¬ 
genden regnet es häufiger, als in den östlichen und südlichen — und 
wenn auch während des Sommers im Süden die Wärme und wäh¬ 
rend des Winters im Norden die Kälte groß ist, so ist sie doch er¬ 
träglich und mit Recht sagt man daher: Europa hat im Ganzen ein 
gemäßigtes Klima. 
In Rücksicht des Klima's kann man es von Süden nach Norden 
in 3 Erdstriche eintheilen: 1. in den warmen, wo der Citronen- 
baum fortkommt (Portugal, Spanien, Süd- und Mittelitalien, Griechen¬ 
land und die südliche Türkei); 2. in den gemäßigten, wo der Ge¬ 
treide- und Obstbau durchgehends gedeihen (Frankreich, Großbritannien, 
Niederlande, Deutschland, Schweiz, Ungarn, Süd- und Mittelrußland, 
Dänemark und das südliche Schweden und Norwegen); 3. in den 
kalten, wo das Pflanzenleben immer mehr abnimmt und nur Renn¬ 
thiermoos, isländisches Moos, Preiselbeeren, Wachholderbeeren, zwerg¬ 
hafte Kiefern und Birken fortkommen (Nordskandinavien und Nord¬ 
rußland bis zum Ural). 
Bis auf den Hund, den treuen Begleiter der Menschen, und das- 
Rennthier verschwinden hier auch alle Hausthiere, welche sonst in 
ganz Europa ziemlich dieselben sind. Jedoch hält man den Esel nur 
in der südlichen Hälfte, Kameele nur in einzelnen Gegenden der 
Türkei und im Süden Rußlands, im äußersten NoZ^en dagegen das 
Rennthier. Von den wilden Thieren finde) PL das wilde Schaf 
(Argali) noch in Korsika und Sardinien, derfÄuerochse noch in einem 
Walde Westrußlands, das Elenthier in Rußland und Preußen; der 
Steinbock auf den Alpen ist aber fast ausgestorben. Eine kleine 
Affenart lebt zwischen den 1400 Fuß hohen Felsen von Gibraltar 
in Spanien. Hirsche, Rehe und wilde Schweine sind fast überall, 
die nördlichsten Gegenden ausgenommen. Dem Norden sind die eigent-
	        
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