Object: Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der allgemeinen (Kursus 2,2)

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Treiben der Welt, lächerlich die Wichtigkeit, mit der sich die Menschen 
um Dinge mühen, die der Hauch des Windes zerstreut. 
4. Hierauf sandte Instinian den Belisar gegen die 
Ostgoten in Italien. 20 Jahre hindurch leisteten diese 
tapfern Widerstand. Belisar fiel in Ungnade und ward ab¬ 
berufen; an seiner Stelle übernahm Narses die Führung des 
Kriegs. Er schlug die Goten in offener Feldschlacht. Unentmutigt 
hoben die der Niederlage Entronnenen den tapfern Tejas auf den Königs¬ 
schild. Am Vesuv bei Neapel kam es zum letzten Kampf. „Narses 
schnitt ihnen zuerst die Zufuhr von der Seeseite ab; dann nötigte er sie, 
weiter den Berg hinaus zu weichen, wo sie weder Trank für sich, noch 
Futter für ihre Tiere fanden. Da zäumten sie ihre Rosse los und ließen 
sie frei, wohin sie wollten; sie selbst traten geschlossen Mann an Mann 
in ein großes Schlachtviereck zusammen, an dessen einer Spitze Tejas wie 
ein Turm stand." Die Feinde, welche glaubten, daß nach seinem Falle 
der Kampf zu Ende sein werde, drangen in großen Scharen mit ihren 
Speeren auf ihn ein. Tejas deckte sich mit seinem Schild und fing damit 
die nach ihm geschleuderten Lanzen auf, während er niit der eigenen Waffe 
jeden niederstreckte, der sich nahte. So oft fein Schild voll hing von den 
aufgefangenen feindlichen Geschossen, ließ er sich von seinem Waffenträger 
einen andern reichen. So stand er wie in den Erdboden gewachsen, ohne 
nur fingerbreit vom Platze zu weichen; staunend sahen beide Heere dem 
Heldenkampse zu. Aber gegen Abend, in dem Augenblicke, als Tejas 
abermals den mit Lanzen beschwerten Schild tauschte, tras ein Wurfspieß 
die unbedeckte Brust und streckte ihn zu Boden. Rasch ergriffen die 
Römer seine Leiche, schlugen den Kopf ab, steckten ihn auf einen Spieß 
und ließen ihn hinüberstarren nach den Scharen seiner Getreuen, die er 
eben noch führte. Sie meinten damit die Goten zu entmutigen. Aber 
um so erbitterter setzten diese den Kampf fort. Bis tief in die Nacht 
wütete die Schlacht; am andern Morgen erneuerten die Goten den An¬ 
griff; am Abend endlich waren sie von der Blutarbeit ermattet. Sie 
baten um freien Abzug; ehrenvoll — wie er fo tapferen Männern ge¬ 
ziemte — ward er ihnen gewährt. Darauf zog der kleine Rest — etwa 
1000 Mann — dem Norden zu; unter anderen deutschen Stämmen 
jenseit der Alpen hat er sich verloren. (Das heutige Gossenfaß an der 
Brennerbahn wird als Gotensitz gedeutet.) 
„Gebt Raum, ihr Völker, unserm Schritt: wir sind die letzten Goten; wir 
tragen keine Krone mit; wir tragen einen Toten (— Tejas). 
Mit Schild an Sckild und Speer an Speer, wir ziehn nach Nordlands 
Winden, bis wir im fernsten grauen Meer die Insel Tbnle finden. 
Das soll der Treue Insel sein, dort gilt noch Eid und Ehre; dort senken 
wir den König ein im Sarg der Eichen-Speere. 
Wir kommen her — gebt Raum dem Schritt — aus Romas falschen 
Thoren: wir tragen nur den König mit — die Krone ging verloren." 
Dahn. 
So ging 554 auch das Ostgotenreich zu Grunde; Italien 
wurde oströmische Provinz; Narses verwaltete sie als Statt¬ 
halter.
	        
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