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lein, Rock, Wams und Höslein für sie nähen, auch jedem ein
Paar Strümpfe stricken; mach' du jedem ein Paar Schühlein
dazu." Der Mann sprach: „Das bin ich wohl zufrieden," und
abends, als sie alles fertig hatten, legten sie die Geschenke statt
der zugeschnittenen Arbeit zusammen auf den Tisch und ver¬
steckten sich dann, um mit anzusehen, wie sich die Männlein
dazu anstellen würden. .Um Mitternacht kamen sie heran¬
gesprungen und wollten sich gleich an die Arbeit machen. Als
sie aber kein zugeschnittenes Leder, sondern die niedlichen Klei¬
dungsstücke fanden, verwunderten sie sich erst, dann aber be¬
zeigten sie eine gewaltige Freude. Mit der größten Geschwin¬
digkeit zogen sie sich an, strichen die schönen Kleider am Leibe
und sangen:
„Sind wir nicht Knaben, glatt und fein?
Was sollen wir länger Schuster sein!"
Dann hüpften und tanzten sie und sprangen über Stühle und
Bänke. Endlich tanzten sie zur Tür hinaus. Von nun an
kamen sie nicht wieder. Dem Schuster aber ging es wohl, so¬
lange er lebte, und es glückte ihm alles, was er unternahm.
265. Die Zwergwanderschaft.
Von Johannes Trojan.
1. Es geht ein Männlein
am Morgen aus,
wagt sich gar keck
in die Welt hinaus.
2. Vorsichtig tappt es
durchs zarte Moos.
Die Glockenblume,
wie ist sie groß!