Full text: Das Deutsche Reich ([2])

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Die Länge der Elbe beträgt 1165 km; davon sind (von Melnik in 
Böhmen) 842 km schiffbar. Kein deutscher Strom wird so von Schiffen 
befahren wie die Elbe. Uber 10000 Schiffe, reichlich die Hälfte aller 
deutschen Flußschiffe, verkehren auf ihrem Rücken u. machen sie zur wich- 
tigsten Verkehrsader für Norddeutschland. Dazu trägt bei, daß ihre 
Mündung deutsch ist, daß die Reichshauptstadt in ihrem Gebiete liegr, 
daß auch Böhmen sie als Verkehrsstraße mit dem deutschen Norden benutzt 
u. daß sie durch Kanäle mit der Oder n. mit der Trave verbunden ist. 
Sie hat dadurch gleichsam zwei Mündungen, in die Nord- u. in die Ostsee, 
erhalten. Die Elbe ist sehr fischreich; außer den Flußfischen werden auch 
Seefische in ihr gefangen, die sie aufsuchen, um zu laichen. 
Das Stromgebiet der Oder. 
Die Oder entspringt auf dem Mährischen Gesenke, nur 627 m hoch. 
Durch eine Gebirgslücke zwischen Sudeten n. Karpathen tritt sie in die preu- 
ßische Prov. Schlesien ein. Bis zu ihrer Mündung bleibt sie in Preußen. 
Die Mährische .Pforte stellt eine wichtige Verbindung Deutschlands mit dem 
südl. gelegenen Ostreich dar; ähnlich wie das Elbtal der Sächsischen Schweiz 
ist das Odertal eine wichtige Handelsstraße. Sehr bald tritt die Oder in 
das Tiefland ein, das in der schlesischen Bucht noch weiter nach S vordringt 
als in der sächsischen Bucht. Daher ist das Gefälle der Oder sehr gering; 
das begünstigt zwar die Schiffahrt, bei Breslau trägt sie schon größere 
Fahrzeuge, aber es verschuldet auch die Bildung von Sümpfen, die sich 
besonders in der Prov. Brandenburg an der Oder finden. Vielfach teilt 
sich die Oder u. ändert ihr Bett. Der bedeutendste Sumpf, so groß wie 
ein Fürstentum, war das Oderbruch an der Mündung der Warthe. Durch 
Anlegung von Abzugskanälen u. Dämmen ist dies Gebiet in frucht- 
bares Ackerland verwandelt worden. Während fast der ganze Stromlauf 
ins Tiefland gehört, hat die Oder vor andern Strömen den Vorzug, an 
ihrer Mündung von anmutigen Hügelreihen begleitet zu werden; sie durch- 
bricht hier den Höhenrücken, der von der Mecklenburger Seenplatte aus 
nach 0 zieht, den wir als Pommersche u. Preußische Seenplatte wieder- 
finden. In der Prov. Pommern hat freilich die Oder kein Gefälle mehr, 
daher ist sie immer geneigt, sich in Arme zu spalten. Von Stettin an 
erweitert sie sich zu einem See, vereinigt sich wieder in ein Bett u. er- 
gießt sich in das Stettiner Haff. Dieses ist durch zwei Inseln von der 
Ostsee getrennt, durch drei Arme mit ihr verbunden. Der Haupthafen für 
Seeschiffe, die bis Stettin fahren können, ist auf der Insel Usedom 
Swinemünde an der Swine, der Hauptstraße aus dem Haff. In ihrer 
Bedeutung sür die Flußschiffahrt steht die Oder in Deutschland an dritter 
Stelle, sie hat etwa x/g so viel Verkehr wie die Elbe. Kanäle verbinden 
sie mit der Elbe u. Weichsel. Stettin ist ein wichtiger Hafen für Berlin. 
Zum Stromgebiet der Oder gehören die preußische Prov. Schlesien, ein 
Teil von Brandenburg, Posen, ein Teil von Pommern. Wasserscheiden 
sind nach der Elbe zu die Sudeten, nach der Weichsel unbedeutende Höhen- 
züge, darunter die Tarnowitzer Höhen, nach den Ostseeküstenflüssen die 
Pommersche Seenplatte. 
Kölker, Kleine Erdkunde. S.Deutschland. 3
	        
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