128 —
„Heut stechen die Fliegen,“ sagte im Vorbeifahren grüßend der
Großknecht, „es kommt ein Wetter.“
Rot hob sich die Sonne aus trocknem Qualm; die Arbeiter im
Felde fühlten die Mattigkeit in den Gliedern und hielten immer
wieder bei der Arbeit an, das Antlitz zu trocknen. Der Schäfer
war heute mit der Herde unzufrieden, seine Hämmel waren auf
Kraftübungen versessen; statt zu fressen, stießen sie mit den Köpfen
zusammen. Unordnung und Widersetzlichkeit waren nicht zu bändigen,
der Hund umkreiste die Aufgeregten unaufhörlich mit hängendem
Schwanze, und wenn er heute ein Schaf in das Bein zwickte, so
merkte es lange den Schaden.
Höher stieg der Sonnenball am wolkenlosen Himmel, heißer
wurde der Tag, ein leichter Dunst hob sich vom Boden und machte
die Ferne undeutlich, die Sperlinge flogen unruhig um die Baum—
gipfel, die Schwalben fuhren längs dem Boden und zogen ihre
Kreise um die Menschen. Das Mittagsmahl war stiller als sonst;
der Landwirt sah ernst drein; seine Verwalter nahmen sich kaum
Zeit, ihre Teller zu leeren. Beim Aufstehen sagte der Hausherr
zu seiner Tochter: „Ich reite an die Grenze; bin ich nicht vor dem
Wetter zurück, so sieh nach Haus und Hof.“ Und wieder zogen
Menschen und Rosse auf das Feld; aber heute war ihnen der Weg
zur Arbeit zu sauer. Die Hitze wurde unerträglich; die Nachmittags—
sonne brannte auf die Haut; Fels und Mauer fühlten sich heiß
an; den Himmel überzog ein weißes Gewölk, das sich zusehends
verdichtete und zusammenfuhr. Eifrig trieb der Knecht die Pferde
zur Scheuer; die Arbeiter hasteten, die Garben abzuladen; im
schnellen Trabe fuhren die Wagen, noch eine Ladung unter das
schützende Dach zu retten.
Die Freunde standen vor der Hoftür und blickten auf die schweren
Wolken, die vom Himmelsrand heraufzogen. Das gelbe Sonnen—
licht kämpfte kurze Zeit gegen die dunkeln Schatten der Höhe;
endlich verschwand auch der letzte grelle Schein, glanzlos und
trauernd lag die Erde.
Die ersten Stöße des Windes fuhren heulend an das Haus.
„Ich muß durch den Hof, zum Rechten sehen!“ rief Ilse, die Tochter
des Landwirts, band ein Tuch um das Haupt und drang gegen
den Sturm vorwärts zu dem Hofgebäude, in dem die Spritze
stand; sie sah zu, ob die Tür geöffnet und Wasser in den Tonnen