Full text: Das Deutsche Reich (Teil 1)

— 5 — 
Mithin ist die Annahme, daß die Erdoberfläche eine wagerechte 
Ebene und die Erde eine Scheibe sei, ein Irrtum. Die unter a und b 
angeführten Beobachtungen sprechen vielmehr d»sür, daß die Oberfläche 
gekrümmt, und zwar nach oben gewölbt ist, und daß die Gegenstände, welche 
im Bereiche unserer Sehweite liegen und doch unsichtbar sind, dnrch diese 
Wölbung den Augen entzogen werden. Die folgenden Beobachtungen zeigen, 
daß die Oberfläche der Erde allseitig und gleichmäßig gekrümmt, 
mithin einer Kugelfläche ähnlich ist. 
ä) Wenn man nachts beständig in derselben Richtung vou 8. nach N. 
reist, so nähert sich der durch den Polarstern gekennzeichnete Nordpol des 
Himmels nnserm Zenith immer mehr; am nördlichen Horizont erscheinen neue 
Gestirne, und am südlichen verschwinden bekannte Sternbilder. Bewegen wir 
uns in umgekehrter Richtung, so nähert sich der Nordpol des Himmels dem 
nördlichen Horizonte, die Bahn der Cireumpolarsterne (s. § 4) beginnt den 
Horizontkreis zu schneiden, während im 8. neue Himmelskörper anstanchen. 
Da also der Anblick des gestirnten Himmels beim Wechsel des Standortes in 
nordsüdlicher Richtung allmählich ein anderer wird, so liegen die Horizonte 
dieser verschiedeneu Standorte nicht in einer Ebene, sondern bilden in ihrer 
Gesamtheit eine von N. nach S. gleichmäßig gekrümmte Fläche. 
e) In den östlich von uns liegenden Gegenden gehen Sonne und Sterne 
früher, in den westlich gelegenen Orten später als über nnserm Horizonte auf. 
Mithin können auch diese Horizonte mit dem nnsrigen nicht in einer Ebene 
liegen, sondern müssen mit ihm eine von W. nach 0. gekrümmte Flüche bilden. 
f) Im Jahre 1519 begann der Spanier Magellan eine Weltreise in 
westlicher Richtung. Sein Schiff behielt diese Richtung im ganzen bei und 
kehrte nach 3 Jahren vou Osten her wieder in die Heimat zurück. Seitdem 
ist die Erde auch in jeder andern Richtung umfahreu worden, und stets sind 
die Schiffe, ohne umzuwenden, aus der entgegengesetzten Himmelsrichtuug 
nach Hause gelangt. 
Aus allen diesen Beobachtungen ergiebt sich, daß die Erde eine Kugel 
ist, und zwar eine Kugel von so gewaltiger Größe, daß ihre Oberfläche uns 
überall als Ebene erscheint. Ein sehr verkleinertes, mit der Zeichnung 
der Länder und Meere bedecktes Modell der Erdkugel nennt man einen 
Globus, eine Zeichnung der beiden Erdhalbkngeln die Planigloben (s. Fig. 4). 
Die Schwerkraft. 
§ 6. Solange der Mensch die Erde für eiue ebene Flüche hielt, schien es 
ihm selbstverständlich, daß die Richtung nach dem Zenith hin „oben" und nach 
dem Nadir hin „unten" sei. Nachdem man erkannt hatte, daß die Erde eine 
Kugel sei, konnte man sich zuerst kaum vorstellen, daß anch ans der entgegen-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.