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3. Zwischen Mittelalpen und Jura, Boden- und Genfer See liegt die
fruchtbare und seenreiche schweizerische Hochebene, durchflössen von mehreren
Neben- und Zuflüssen des Rheins. Die Aare nimmt hier die Wasser des
Nenenbnrger und des Bieler Sees auf.
Das Klima der Schweiz ist je uach der Höhenlage verschieden, am an-
genehmsten in der Hochebene und in der Umgebung der Gebirgsseen. Der
Föhn, ein den Schweizer Alpen eigentümlicher warmer Wind, tritt im Winter
und Frühjahr am häufigsten auf; er beschleunigt das Schmelzen des Schnees.
§24. Erwerbsquellen. Neben dem unzureichenden Landbau bildet
seit den ältesten Zeiten die Almwirtschaft^) eine Hauptbeschäftigung der Be-
wohner. Noch immer harrt am Ende des Winters in den Alpenthälern alles
ungeduldig der Alpfahrt. Unter Vorantritt des schönsten und stärksten Tieres,
der prächtig geschmückten Heerknh, wandert die Herde unter Jodeln und Kuh-
reigen der Sennen den Bergen zu, wo Rinder, Schase und Ziegen den
Sommer ohne Stallung verbringen und in ungebundener Freiheit des kurzen,
würzigen Kräuterwuchses der hohen Almen genießen. Die Almwirtschaft liefert
zwar gute Erträge an Butter und Käse; doch müssen Getreide und Schlacht-
vieh eingeführt werden. Der Bergbau deckt den Bedarf des Landes an
Kohlen, Eisen und Salz kaum zur Hälfte. Trotzdem ist die Industrie mit
Hilfe der zahlreichen, zum Antrieb von Maschinen geeigneten Wasserkräfte auf
eine sehr hohe Stufe gelangt. In der Ostschweiz blüht die Baumwollen-
iudustrie, in der Mitte des Landes Seidenweberei und im W. (Juragebiete)
die Fabrikation von Taschenuhren, Bijouteriewaren, mathematischen und
physikalischen Instrumenten. Der durch ein ausgedehntes Eisenbahn- und
Landstraßennetz geförderte Handel steht aus hoher Stuse. Zur Ausfuhr
gelangen Jndustrieerzeugniffe, Vieh, Butter und Käse. Eingeführt werden:
Nahrungsmittel, Steinkohlen und die Rohstoffe der Industriezweige. Deutsch-
laud liefert nach der Schweiz besonders Steinkohlen und Coaks, Metalle und
Metallwaren, Getreide, Vieh uud erhält dagegen Uhren und Milchprodukte. —
Eine gewaltige Einnahmequelle für die Schweizer bildet der ungeheure Fremden-
verkehr, der alljährlich über eine Million Menschen in das Land führt. Neben
den Naturschönheiten der Alpenwelt locken die zahlreichen warmen und kalten
Heilquellen und die Luftkurorte.
§ 25. Verfassung, Wervohner und Städte. Die schweizerische
Eidgenossenschast oder Republik bildet einen Bundesstat von 25 Kantonen.
Die gesetzgebende Gewalt ist die Bundesversammlung (Nationalrat und
Ständerat), die vollziehende der Bundesrat, welcher aus einem Präsi-
denten und sieben Mitgliedern besteht. — Die Schweiz umfaßt an Größe 1/JSl
') Gedichte: Alpenlied, von Krummacher; Der Alpenjäger, von Fr. v. Schiller.