Object: Lehrbuch der deutschen Geschichte für Seminare und höhere Lehranstalten

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§• 26. 
Der Arieg der Söhne Ludwigs d. Fr. bis jutn Vertrag 
von Verdnn. 843. 
Nach Ludwig's d. Fr. Tode wurde der Zwiespalt wegen der Theilung des Reiches 
noch größer. Lothar nahm jetzt kraft der ihm früher zuertheilten Kaiserwürde die Ober- 
Herrschaft über das ganze Reich in Anspruch, seine Brüder, Ludwig der Deutsche 
und Karl der Kahle, wollten dagegen die Theilung des Reiches aufrecht erhalten; so 
entspann sich der Bruderkrieg. Bei Fontanetum (Fontenaille) lagerten die 
84i. feindlichen Heere um Johannis 841 gegenüber. 
i) Lothar brach aus dem Lager auf und wandte sich nach dem Orte, 
der Fontanetum heißt, um dort eine feste Stellung zu nehmen. An 
demselben Tage hatten aber auch die Brüder, Lothar folgend, sich auf den 
Weg gemacht, überholten ihn und schlugen bei beut Ort, der Tauriacus 
heißt, ihr Lager auf. Am anbern Tage rückten beibe Heere, zur Schlacht 
gerüstet, aus dem Lager; noch einmal aber sandten Ludwig und Karl an 
Lothar, erinnerten ihn an das Banb brüderlicher Liebe, welches sie verbinde, 
baten ihn, die Kirche Gottes und das ganze christliche Volk in Frieben zu 
lassen unb ihnen bie vom Vater mit seiner Beistimmung übertragenen Reiche 
nicht zu rauben; er möge bas Seinige behalten, was ihm ber Vater nicht 
aus Verbienst, sonbern aus Barmherzigkeit gegeben hätte. Unb als Geschenk 
boten sie ihm alles, was Pferde und Waffen ausgenommen, im Lager 
von Werth zu finden wäre; wolle er hierauf nicht eingehen, so böten sie 
ihm jeder einen Theil ihres Reiches; wolle er auch dies nicht, so solle ganz 
Francien in gleiche Theile zerlegt werben, unb welche Lanbe er wähle, die 
sollten ihm unterthan sein. Lothar erwiderte hierauf, er werde durch die 
Seinigen seine Entscheidung über bicfe Vorschläge mittheilen lassen. 
Darauf schickte er auch Gesandte in das Lager der Brüder und ließ sagen, 
derartige Vorschläge seien ihm bisher noch nicht gemacht worden; er be¬ 
dürfe daher zu ihrer Erwägung Zeit. In Wahrheit wollte er aber durch 
diesen Aufschub Zeit gewinnen, Verstärkungen an sich zu ziehen. Er ließ 
aber seine Brüder eidlich versichern, baß nichts anderes ihn bewege, um 
Waffenruhe nachzusuchen, als weil er glaube, dadurch das allgemeine 
Beste, das Wohl der Brüder sowie des gesammten Volkes sördern zu 
können. Durch diese Versicherungen getäuscht, kehrten Karl und Ludwig, 
nachdem die Waffenruhe beschworen war, in ihr Lager zurück und blieben 
daselbst diesen, den folgenden Tag und bis zur zweiten Stunde des dritten 
Tags, der auf den 25. Juni fiel. Am folgenden Tage aber wollten sie 
das Fest des heiligen Johannes feiern. Am Johannistage hatte Lothar 
i) Nithard, Historien II, cap. 10.
	        
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