Full text: Vom Beginne christlicher Kultur bis zum Westfälischen Frieden (Teil 2)

III. Überwältigung des Kaisertums durch das Papsttum. 
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noch der Umstand verhängnisvoll, daß der deutsche Thronstreit 
in Zusammenhang geriet mit den fortwährenden Kriegen zwischen 
England und Frankreich; wegen ihrer Verwandtschaft erhielten die 
Welfen Unterstützung von jenem, infolgedessen bemühten sich die 
Staufer um die Hilfe dieses. Innocenz III. erklärte sich zunächst 
nicht; erst spät erkannte er Otto IV. an und bannte Philipp, 
näherte sich ihm aber, als der Krieg für ihn entschied. Da 
wurde Philipp 1208 von dem Pfalzgrafen Otto von Wittels¬ 
bach, der sich von ihm persönlich gekränkt glaubte, ermordet. 
Um den Zwist beizulegen, erkannte jetzt auch die staufische 
Partei Otto IV. an. Auch die Kaiserkrönung erlangte er. Als 
er aber, in die Bahnen der staufischen Politik einlenkend, Sizi¬ 
lien, das der Papst als päpstliches Lehen ansah, zum Reiche 
ziehen wollte, brach der Streit mit Innocenz aus: der Papst stellte 
gegen ihn den Staufer Friedrich auf, der, auch durch Frankreich 
unterstützt, in Deutschland erschien, in wunderbarem Siegeszuge 
an den Rhein gelangte und (1212) von vielen Fürsten gewählt 
und zum König gekrönt wurde. Seit der Schlacht von Bou- 
vine$. (sö. von Lille), in der Otto IV. als Bundesgenosse Johanns 
von England 1214 von Philipp II. August entscheidend geschlagen 
wurde, verlor er alle Macht (f 1218). 1215 ließ sich Friedrich II., 
nun allgemein anerkannt, nochmals krönen. 
5. Friedrich II. 1215 — 50 und der dritte Kampf zwischen 
Kaisertum und Papsttum. 
a) Der Kaiser, der Papst und Italien bis 1230. Bei seiner§69. 
Krönung hatte Friedrich Papst Innocenz IU. einen Kreuzzug 
versprochen. Dessen Nachfolger, der milde Honorius m., ließ 
es zu, daß dieses Versprechen unerfüllt blieb, und krönte ihn 
zum Kaiser. Um so nachdrücklicher bestand auf dieser Forde¬ 
rung Gregor IX., der trotz seinen 80 Jahren die Leidenschaftlich¬ 
keit eines Jünglings besaß, und bannte Friedrich. Der Kreuzzug 
wurde nun unternommen (§ 56). Aus Palästina zurückgekehrt, 
schlug der Kaiser die „Schlüsselsoldaten“ aus Neapel heraus, 
worauf Gregor mit ihm Frieden schloß. 
In der nächsten Zeit beendete Friedrich unter dem Beistände 
Peters de Vinea die Ordnung des sizilischen Reiches. Die Con-
	        
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