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Gneis- und Porphyrsteine haben eine fruchtbare Lehm- und Tonerde geschaffen.
Alls den Grämt-, Kalk- uud Saudsteinbrüchen bricht man wertvolles Gestein.
Zwei Eiseugrubeu iu der Nähe voil Schmiedeberg liefern täglich etwa 1400 Ztr.
Magneteisensteine, welche anf der Lanrahütte iu Oberschlesien verhüttet werden.
Unter allen Industriezweigen steht jedoch die Leiuwaudiudustrie obenan. Be-
gründet ist dieselbe in dem Flachsbau Schlesiens, weil Flachs sowohl am Fuße
des Gebirges wie iu gauz Schlesien in vorzüglicher Güte gedeiht. Ursprünglich
benutzte uiail die zahlreichen Gebirgsbäche als treibende Kraft; nach Er¬
schließung des Waldenburger Kohlenbeckens bediente man sich der Dampfmaschinen,
der Kleinbetrieb wurde vielfach iu Großbetrieb (Fabrikbetrieb) umgewandelt. Iu
den Tälern des Glatzer Berglandes gibt es oft stundenweit ausgedehnte Dörfer,
deren Bewohner ausschließlich Weber sind, z. B. das Weberdorf Laugeil-BiellM
bei Waldenburg mit 20 T. Einw. So berühmt auch die schlesische Leiuwaud ist,
hier lohnt die Weberei uur kärglich, und die Not kehrt leider unr zu oft in den
Weberdistrikten ein. Im Hirschberger Tal und in Schmiedeberg ist außerdem die
Teppichkuüpferei zu Hause (pers. Teppiche), im Glatzer Gebirgskessel die Gardinen-
weberei, in Freibnrg i. Schl. die Uhren- lind in Schweidnitz die Orgelfabrikation.
Seit einer Reihe von Jahren ist im Hirschberger Tal auch die Spitzenklöppelei
eingeführt worden.
II. Die Oberschlesische Platte, der oberschlesische Gruben- uttb
Hütteubezirk, im südöstlichen Teil Schlesiens, dem sogenannten „Drei¬
kaisereck", da wo Österreich, Rußland und Deutsches Reich zusammenstoßen.
Die Oder im W., Weichsel im S. und Malapane im N. umschließell
daZ Gebiet. Dasselbe bildet eine wasserarme, unfruchtbare, höchst
einförmige, etwa 300 m hohe Landsläche. Kein Berg hemmt deu
Blick iu die Weite. Nur iu der Nähe der Oder erhebt sie sich zu
dem etwa 400 m hohen St. Annaberg, bekauut durch Basaltbrüche
mit süufseitigeu Basaltsäulen. Nach schließt sich die Taruowitzer
Höhe (252 m) an, welche sich allmählich zur Malapane neigt. Der
südliche Teil der Platte besteht ans unerschöpflichen Steinkohlenlagern,
der nördliche vorwiegeud aus Muschelkalk. Au mineralischen Schätzen
birgt die Südostecke Schlesiens außer Kohlen reiche Lager von Eisen-
erz, Zinkerz (Galiuei) und silberhaltiges Bleierz. -tO°/0 der gesamten
Ziukgewiuuuug der Erde fällt auf dieses Gebiet*). Es ist somit
die reichste Ziuksundgrube der Erde. Hauptkvhleuförderung siudet
in der Nähe von Köuigshütte statt. Hier blüht auch die Groß-
eiseniudustrie. (Warum?) Iu Köuigshütte ist das größte Eiseu- und
Hüttenwerk Schlesieus. Mehr als 50 Gruben, teilweise staatlich,
fördern die Steinkohlen zutage. Die Kohlenlager sind so reichhaltig,
daß eine Erschöpfung derselben noch nicht in 1000 Jahren zu er-
*) Anm,: Etwa die Hälfte der gesamten Zinkgennnnnng der Erde fällt auf Deutschland,
etwa vier Fünftel der deutschen Zinkproduktion kommt auf Schlesien.