322 
V. Afrika. 
seiner Flagge dringt ihm lieblich zu Ohren. Doch nicht genug damit. 
Selbst die Fahrt bis zum europäischen Abgangshafen wird in deut¬ 
schen Eisenbahnwagen zurückgelegt. Die beiden Schiffahrtsgesell- 
schasten haben es so eingerichtet, daß man von Berlin über München, 
Verona, Florenz, Rom nach Neapel in deutschen Wagen fahren 
kann; in Neapel wird der Dampfer bestiegen, und hinüber geht's 
nach Alexandria. Von dort aus wird die Weiterreise ins Innere 
auf einem deutschen Dampfer ausgeführt, der ebenso vorzüglich für 
die Fahrt auf dem Nil eingerichtet ist, wie der Seedampfer für die 
durchs Mittelländische Meer. Sollte ihm das alles den Aufenhalt 
im Pharaonenlande nicht angenehm machen? Die Zahl der deut¬ 
schen Vergnügungsreisenden wächst von Jahr zu Jahr. Das ist be¬ 
zeichnend; es spricht für den steigenden Reichtum Deutsch- 
lands. In früheren Zeiten war es immer der reiche Engländer, 
der in fremden Ländern das Gold rollen ließ. Äeute beteiligen sich 
auch zahlreiche Deutsche an diesem für uns nicht ganz nutzlosen Geschäft. 
Stellung des Deutschtums in Ägypten. Die Stellung des 
Deutschtums in Ägypten hat sich gegen früher wesentlich geändert. 
Im Oriente kannte der Mann aus dem Volke bis in die jüngste Zeit 
hinein von Europa ausschließlich Frankreich; wenn seine geographischen 
Kenntnisse schon einige Erweiterung erfahren hatten, außer dem 
„francani" noch den „ingliz" und den „moskovi". Ähnlich stand 
es auch in Ägypten. 
Durch die Gründung deutscher Krankenhäuser in Alexandria und 
Kairo, durch die Bildung deutscher Gemeinden und Schulen und in 
jüngster Zeit durch die immer häufiger werdenden Vergnügungs- 
reisenden dämmert den Ägyptern allmählich eine Ahnung vom Dasein 
Deutschlands. 
In der Geschäftswelt finden wir in neuerer Zeit das Deutsch¬ 
tum in allen größeren ägyptischen Städten, besonders in Kairo, 
stark vertreten. Eine Reihe der ersten Einfuhr- und Ausfuhrhäuser 
in Alexandrien und Kairo sind in deutschen Äänden. Deutsche 
Waren findet man auch in fremden Kaufhäusern; nicht selten segeln 
sie zwar unter französischer Aufschrift. Ja, es werden Dinge als 
„garantiert französische Ware" feilgeboten, auf denen groß und deut- 
lich „Made in Germany" steht. 
Wirklich bekannt wird Deutschland und werden die deutschen Waren 
erst werden, wenn die deutschen Schulen dort zunehmen und 
ihren Einfluß nach mehr spürbar machen. Schon gewinnt die deutsche
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.