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V. Afrika.
seiner Flagge dringt ihm lieblich zu Ohren. Doch nicht genug damit.
Selbst die Fahrt bis zum europäischen Abgangshafen wird in deut¬
schen Eisenbahnwagen zurückgelegt. Die beiden Schiffahrtsgesell-
schasten haben es so eingerichtet, daß man von Berlin über München,
Verona, Florenz, Rom nach Neapel in deutschen Wagen fahren
kann; in Neapel wird der Dampfer bestiegen, und hinüber geht's
nach Alexandria. Von dort aus wird die Weiterreise ins Innere
auf einem deutschen Dampfer ausgeführt, der ebenso vorzüglich für
die Fahrt auf dem Nil eingerichtet ist, wie der Seedampfer für die
durchs Mittelländische Meer. Sollte ihm das alles den Aufenhalt
im Pharaonenlande nicht angenehm machen? Die Zahl der deut¬
schen Vergnügungsreisenden wächst von Jahr zu Jahr. Das ist be¬
zeichnend; es spricht für den steigenden Reichtum Deutsch-
lands. In früheren Zeiten war es immer der reiche Engländer,
der in fremden Ländern das Gold rollen ließ. Äeute beteiligen sich
auch zahlreiche Deutsche an diesem für uns nicht ganz nutzlosen Geschäft.
Stellung des Deutschtums in Ägypten. Die Stellung des
Deutschtums in Ägypten hat sich gegen früher wesentlich geändert.
Im Oriente kannte der Mann aus dem Volke bis in die jüngste Zeit
hinein von Europa ausschließlich Frankreich; wenn seine geographischen
Kenntnisse schon einige Erweiterung erfahren hatten, außer dem
„francani" noch den „ingliz" und den „moskovi". Ähnlich stand
es auch in Ägypten.
Durch die Gründung deutscher Krankenhäuser in Alexandria und
Kairo, durch die Bildung deutscher Gemeinden und Schulen und in
jüngster Zeit durch die immer häufiger werdenden Vergnügungs-
reisenden dämmert den Ägyptern allmählich eine Ahnung vom Dasein
Deutschlands.
In der Geschäftswelt finden wir in neuerer Zeit das Deutsch¬
tum in allen größeren ägyptischen Städten, besonders in Kairo,
stark vertreten. Eine Reihe der ersten Einfuhr- und Ausfuhrhäuser
in Alexandrien und Kairo sind in deutschen Äänden. Deutsche
Waren findet man auch in fremden Kaufhäusern; nicht selten segeln
sie zwar unter französischer Aufschrift. Ja, es werden Dinge als
„garantiert französische Ware" feilgeboten, auf denen groß und deut-
lich „Made in Germany" steht.
Wirklich bekannt wird Deutschland und werden die deutschen Waren
erst werden, wenn die deutschen Schulen dort zunehmen und
ihren Einfluß nach mehr spürbar machen. Schon gewinnt die deutsche