Full text: Heimatkunde der Kreise Aschersleben, Calbe, Oschersleben und Wanzleben

5. Bodenbeschaffenheit und Produkte. 15 
Anhaltend trockene Witterung dörrt diesen Boden wiederum nicht so schnell 
aus als den leichten Sandboden des anderen Elbufers. Kraut, welches unter 
dem Namen des „Magdeburger Sauerkohls" weithin versendet wird, Eichorie, 
Gurken und Zwiebeln gedeihen hier auf das beste. Die wichtigste Kultur- 
pflanze aber, um welche sich hier alles dreht und welche in die Börde un- 
geahnte Reichtümer gebracht hat. ist die Zuckerrübe. Dieselbe wird Haupt- 
sächlich in der fruchtbaren Niederung von Magdeburg, südwestlich am Harze 
nach Oschersleben, Halberstadt, Quedlinburg, Aschersleben und Calbe a. S. 
hin angebaut. Diese Striche sind der Zuckerboden, das vorzüglichste Rüben¬ 
land Deutschlands. Nicht weniger als 20 l Fabriken und Raffinerien, fast 
die Halste der Zuckerfabriken des ganzen Deutschen Reiches, find hier auf einem 
kleinen Fleck vereinigt. Auf obengenannte Kreise entfällt der Löwenanteil 
mit 133 Fabriken, und so ist in der That das Vorland des Harzes die 
Zuckerbüchse des Deutschen Reiches. Zur Verarbeitung der Zuckerrübe giebt 
es fast in jedem größeren Dorfe Fabriken. Da werden mitunter täglich 
500—600 Arbeiter beschäftigt, die aus den ärmeren Gegenden Deutschlands, 
z. B. aus dem Eichsfelde, ans der Provinz Posen, von der rechten Oder- 
feite in Schlesien hierher zu kommen pflegen. Aber nicht bloß dieser fremden 
Arbeiter bedient sich der Landmann, um dem Boden möglichst großen Ertrag 
abzugewinnen; er ist außerdem noch genötigt, die Kraft des Dampfes und 
mannigfaltige Maschinen znm Pflügen und Säeu, Mähen und Ausdreschen 
zu verwenden. Infolge dieses Fleißes und der großen Fruchtbarkeit des 
Bodens herrscht hier überall der größte Wohlstand. Hiervon zeugen auch 
die großen und freundlichen Bördedörfer. Da Holzarmnt herrscht, sind alle 
Häuser massiv. Neben alten Gebäuden und niedrigen Häuschen findet man 
viele ueuere Gehöfte mit großen, schönen Einfahrtsthoren und stattlichen, 
vornehm eingerichteten Wohnhäusern. 
Hervorzuheben ist seruer noch die Blumenzucht, dieselbe wird besonders 
in Quedlinburg getrieben. Hier ist auch der Sitz der größten Kunst- und 
Handelsgärtnereien, die ihre Sämereien bis in die entferntesten Länder der 
Erde hin versenden. Samenzucht treibt vorherrschend Aschersleben. Die 
Kartoffel ist überall verbreitet, gerät in vorzüglicher Güte und bildet in 
Stadt und Land ein Hauptnahrungsmittel. Von den Hülsenfrüchten erntet 
man Erbsen, Bohnen, Linsen; von den Ölfrüchten wird in manchen Gegenden 
Raps gebaut. Unter den Futterpflanzen wird besonders Luzerne, Klee und 
auch Esparsette angebaut. Wiesen sind in größerem Umfange nur in den 
Niederungen der Flüsse, besonders der Elbe, der Saale und der Bode vor- 
handen, uud wird hier der eigene Bedarf an Heu uud Grummet vollkommen, 
in guten Jahren auch darüber gewonnen. Holzreichtum hat der Harz. 
Nach den Pflanzenprodukten richtet sich die Beschaffenheit des Viehstandes. 
Die Viehzucht ist eiu Hauptzweig des landwirtschaftlichen Betriebes, und man 
verwendet auf dieselbe großen Fleiß. Die nützlichsten Haustiere, wie Rind- 
vieh und Schafe, werden in großer Anzahl gezogen. Weniger hervortretend 
ist die Pferdezucht, weil es au den Vorbedingungen für dieselbe, namentlich 
an hinlänglicher Weide fehlt. Nur in einigen mit Wiesen versehenen Ort- 
schasten werden Füllen gezogen. Die Schweinezucht dagegen wird ziemlich
	        
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