Full text: Heimatkunde der Kreise Aschersleben, Calbe, Oschersleben und Wanzleben

Kreis Salbe. 47 
bürg. — Der Ort südlich der Bode ist jüngern Ursprungs; er wird 1145 zum ersten- 
male genannt. Die Johanniskirche des Dorfes, welche schon 1145 erwähnt wird, 
stand unter dem Patronat des Klosters Hecklingen. Im Jahre 1174 wird das damals 
noch im Besitze der Askanier befindliche Staßfurt, welches südlich der Bode liegt, 
als Dorf bezeichnet. Ums Jahr 1200 wurde es Stadt. Als solche gewauu sie bald 
Bedeutung. Als nach dem Tode des Herzogs Bernhard von Sachsen im Jahre 1212 
dessen Söhne sein Land teilten, legte Albrecht, welcher in der Herzogswürde folgte, 
Wert darauf, die Stadt Staßfurt nebst Hecklingen zu befitzen. Schon frühzeitig finden 
wir in Staßfurt eine Burg. (Heiurich der Löwe vor Staßfurt Siehe Seite 23.) 
Im Jahre 1215 eroberte Kaiser Friedrich II. die Stadt, weil der Herzog Albrecht von 
Sachsen sich zu Kaiser Otto IV. hielt. 1276 erhielt die Stadt die Marktgerechtigkeit 
Die befestigte Stadt Staßfurt besaß zu ihrem Schutze vor feindlichen Überfällen 
mehrere Warten, nnd zwar eine hinter dem jetzigen Neundorf, die Dreckwarte an der 
Liethe, und die noch jetzt vor Bernburg stehende Warte. Die eigentliche Furt, der 
Übergang über die Bode lag oberhalb der jetzigen Eifenbahnbrücke. — Im Jahre 
1278 tobte um Staßfurt die Fehde zwischen dem Erzbischof von Magdeburg und dem 
Markgrafen Otto IV. von Brandenburg. (Vergleiche Frohse.) 
Bei Belagerung dieser Stadt erhielt Otto IV. einen Pfeilschuß in die Stirn. 
Das Eisen war so tief in den Schädel eingedrungen, daß es, ohne den Markgrafen 
in Lebensgefahr zn bringen, von den Ärzten nicht entfernt werden durfte. Etwa 
nach Jahresfrist löste sich das Eisen von selbst aus dem Schädel, und die Wunde 
heilte. Dieser Vorfall erklärt die Benennung „Otto mit dem Pfeile". Otto mußte 
die Belagerung darauf aufheben. — Unter den folgenden Bischöfen wurde die Stadt 
wiederholt an verschiedene Adelige verpfändet. 
Die Reformation wurde in der Stadt Staßfurt zwischen 1540 und 1550 ein- 
geführt. Im dreißigjährigen Kriege hatte die Stadt viel zu leiden, wie wir aus dem 
Tagebuche des zur damaligen Zeit lebenden Pastors Moser erfahren. Längere Zeit 
lag das Quartier des Feldmarschalls Tilly in dem Gebäude, welches jetzt die Bachsche 
Restauration bildet. Als im Jahre 1675 die Schweden in unser Vaterland ein- 
gefallen waren, kam der Große Kurfürst auf seinem Zuge „vom Rhein zum Rhin" 
durch Staßsurt, wo er bei dem Freiherrn von Lethmat auf dem zu Alt-Staßfurt 
gehörigen Schlosse (dem jetzigen Wohnhause des Fabrikbesitzers Herrn Hecker) Quartier 
nahm. Das ersehnte Ziel, den gesicherten Elbübergang, sah der Kurfürst auf der 
kürzesten Linie vor sich, und es war wohl kein Zweifel mehr, daß er ihn ungefährdet 
erreichen würde; jenseits der Elbe lag sein von: Feinde bedrängtes Land, lag der 
größere und schwerere, der entscheidende Teil der Aufgabe, die er sich gestellt hatte. 
Da war es ganz in seiner frommen Sinnesweise, daß er das Bedürfnis fühlte, 
feinem Gott zu danken für die ihm bis hierher erwiesene Hilfe uud ihn um weiteren 
Beistand anzuflehen. Diefem Bedürfnis gab er Ausdruck in der Anordnung eines 
allgemeinen Büß- und Bettages für seine gesamten Lande, an dem „den gantzen Tag 
weder Mensch noch Vieh essen oder trinken und mau also einen gantzen Fasttag 
feiern soll", wie es in dem betreffenden, von Staßfurt aus erlassenen Edikt lautet. 
Als Text für die Bußpredigt bestimmte der Kurfürst die Stelle Jeremias 20, Vers 11 
und 12. Von Staßsnrt aus setzte er am 11. Juni, begleitet vom Feldmarschall 
Derfflinger, Prinz von Hessen-Homburg, Generalleutnant von Görtzke und General- 
Wachtmeister Lüdicke, den Marsch auf Magdeburg fort, wo er gegen Mittag eintraf. — 
Im Jahre 1712 wurde die Stadt vou einem furchtbareu Brande heimgesucht. 
1732 erhielt die Stadt eine Wasserkunst von der Bode, welche Kunst aber nach 
30 Jahren wieder einging. Im siebenjährigen Kriege hatte die Stadt von französischen 
und dann von österreichischen Streifkorps zu leideu. 
Der Grundstein zu der jetzigen Johanniskirche wurde am 22. Mai 1469 gelegt
	        
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