Zweiter Teil. Geschichte.
t. Schlesien vor Einführung des Christentums.
Die Ureinwohner Schlesiens waren Deutsche. Sie verließen im
5. und 6. Jahrhundert ihre Wohnsitze nnd zogen nach den Niederungen
der Theiß. An ihre Stelle traten Slaven, und unser Heimatland
wurde sechs Jahrhunderte hindurch ein ganz slavisches Land. Im
12. und 13. Jahrhundert begann die Einwanderung der Deutschen,
wodurch Schlesien nach und nach wieder deutsch wurde. Die schleichen
Herzöge heirateten deutsche Fürstinnen und begünstigten das Deutsch-
tum in jeder Weise.
Damals kannte man den Namen Schlesien noch nicht. Der
Zobten hieß der Berg Slenz oder der silensische Berg. Das
Flüßchen Lohe hieß damals Slenza und das zu beiden Seiten
derselben liegende Land Slenz an e. Nach und nach ist der Name
von einem einzigen Gau auf das ganze Land übertragen worden.
Vor tausend Jahren waren die Bewohner Schlesiens noch Heiden.
Sie verehrten als höchstes Wesen den weißen Gott, Belbog, den
sie auch Gott des Lichtes nannten. In Czernebog verehrten sie
einen schwarzen oder bösen Gott. Neben diesen beiden Göttern
hatten sie noch viele andere. Auf Bergen und in heiligen Hainen
standen ihre Altäre. Auch das Feuer war ihnen heilig, und deshalb
zündeten sie am längsten Tage des Jahres Freudenfeuer an. Daran
erinnern noch jetzt die Johannisfeuer. Die Toten verbrannten sie,
sammelten die Asche in thönernen Gefäßen, Urnen genannt, und
verbargen diese in der Erde. Neben den Urnen findet man auch die
Lieblingsgeräte der Toten. Solche heidnische Begräbnisplätze hat man
sast in allen Teilen Schlesiens gefunden. Die Beschaffenheit der
Gräber zeigt die Sorgfalt, welche man auf ihre Anlage verwendete.
Um die irdischen Überreste der Toten vor Fäulnis zu schützen, legte
man die Grabstätten auf dürren und trockenen Sandbergen an. Oft
stehen diese Hügel mitten im fruchtbaren Lande und sind wahrscheinlich
aufgeschüttet worden. Die aufgefundenen Urnen sind fast alle von
Thon, von Farbe gelb, rot oder schwarz und mit Zeichnungen ver-