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bei St. Jacob an der Birs unweit Basel 1444 von weiteren 
Versuchen abgeschreckt. Nach der Versöhnung mit Zürich nannte 
sich die Eidgenossenschaft Schweizer Bund und wurde vom 
Reiche thatsächlich unabhängig. Gleichzeitig bemächtigte sich 
der Söldnerführer Franz Sforza der Herrschaft über Mailand, 
und im Norden des Reichs traten 1460 die Herzogtümer 
Schleswig und Holstein unter die Herrschaft Christians I., Kö¬ 
nigs von Dänemark und Norwegen, und geriet 1466 das deutsche 
Ordensland in Preufsen unter die Gewalt Polens1). Bereits 
war auch aus Böhmen und Ungarn der deutsche Einflufs ver¬ 
drängt worden. Nach dem Tode von Ladislaus Posthumus, des 
nachgelassenen Sohnes Albrechts II., hatten dort einheimische 
Männer den Thron bestiegen, in Ungarn der glänzende Mathias 
Corvinus (1457 —1490), in Böhmen Georg Podiebrad (1457 
—1471), und nach des letzteren Tode huldigten die Nebenländer 
dem Ungarnkönig, während in Böhmen selbst ein Sohn des Polen¬ 
königs sich behauptete. Ja selbst Ostreich schien verloren, als 
Mathias Corvinus 1485 siegreich in Wien einzog. 
4. Die Erhebung der habsburgischen Hausmacht. 
An der Westgrenze des Reichs suchte Herzog Karl der Kühne 
von Burgund (1467—1477) aus dem französischen Königshause 
Valois (S. 159) die von seinen Vorgängern auf Kosten des deutschen 
Reichs gemachten Erwerbungen (Freigrafschaft Burgund, Artois 
und Flandern 1384, Brabant, Holland, Seeland, Hennegau 1430) 
zu einer grofsen Monarchie zwischen Nordsee und Mittelmeer zu 
erweitern. Nachdem er ein stehendes Heer begründet und Gel¬ 
dern an sich gerissen, erbat er 1472 zu Trier vom Kaiser den 
Königstitel, wogegen er die Vermählung seiner Erbtochter Maria 
mit Friedrichs Sohn Maximilian in Aussicht stellte, doch 
scheiterte der Plan an dem Widerspruch der Kurfürsten. Bald 
!) Mit dem Erlöschen des Glaubenskrieges gegen Littauen (S. 144) 
war auch der kriegerische Geist und damit die sittliche Kraft des Or¬ 
dens erloschen. In der Schlacht bei Tannenberg 1410 erlag er dem 
Angriff der Polen und Littauer unter Jagiello; zwar rettete der tapfere 
Heinrich von Plauen die bedrohte Marienburg, und Jagiello, von 
Ungarn und Livland bedroht, mufste sich im Frieden zu Thorn 1411 
mit unbedeutenden Abtretungen begnügen, aber die Versuche des zum 
Grofsmeister ernannten Heinrich von Plauen, den Orden durch Reformen 
zu kräftigen, scheiterten an dem Widerstand der entarteten Ritter¬ 
schaft (Heinrich eingekerkert 1413). Unwillig über den zunehmenden 
Steuerdruck des habsüchtigen Ordens schlossen Städte und weltlicher 
Adel, nachdem sie umsonst Anteil am Regiment verlangt, 1440 den 
fpreufsischen Bund’ und erhoben 1454 unter dem Beistand Kasimirs 
von Polen die Waffen gegen den Orden, der 1466 im zweiten Thorner 
Frieden das westliche Preufsen nebst Ermland an Polen abtreten 
mufste und nur Ostpreufsen als polnisches Lehen behielt.
	        
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