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ein Busch, in dessen Schatten der Wanderer rasten kann, oder mitten im
Felde ein Hag, in dessen Sträuchern die Singvögel nisten. Die Hecken⸗
rose aber schlingt ihre Zweige um altes Gemäuer, von dessen Ursprung
niemand weiß und dessen Zweck von niemand gekannt wird. Es hat noch
so vieles in der Landschaft „keinen rechten Zweck“!
Eine Eigenart, die dem Reisenden auffallen muß, ist der Reichtum
an Heide- und Weideland und Herden. Nicht nur mächtige Schafherden
begegnen dem Wanderer auf Schritt und Tritt, ebensooft stößt er auf
Herden von Gänsen, Schweinen, Ziegen, auf weidende Pferde und Rinder.
Die Ackerflur sieht wie ein Schachbrett aus: in winzig kleinen
Streifen liegt Ackerlos neben Ackerlos, nur daß alle aneinander grenzenden
Streifen die gleiche Frucht tragen oder gleicherweise unbestellt geblieben
sind. Was das Bild der Feldflur in der Sommerszeit zu einem besonders
bunten macht, sind die vielen blauen Flecke, mit denen die wogenden
Kornfelder durchsetzt sind: die Flachsbeete. 5
Und viel häufiger als heute nimmt ein Wald den Wanderer in
seinem Schatten auf. Die uralten Baumriesen sind noch nicht gefällt; das
Unterholz wächst noch wild durcheinander mit allerhand „nutzlosen“
Sträuchern, den „Forstunkräutern“, wie man die malerischen Schädlinge
heute nennt. Der Wald spielt noch eine ganz andere Rolle im Leben des
Volkes, das ihn mit seinen Sagen und Märchen bevölkert und ihn oft als
einzige Quelle des Lebensunterhalts betrachtet.
Allerorts stieß man auf kleine Leute, die Reisig, Beeren, Streu und
andere Erzeugnisse des Waldes sammelten. Die Schweine des kleinen
Mannes suchen die Eicheln als Futter, seine Kuh und seine Ziegen grasen am
Waldesrande. Aus den Holzbeständen aber nimmt er das Material für
die gewerblichen Erzeugnisse, die er auf Messen und Märkten feil hält: allerlei
Schaufeln und andere Geräte, Bütten, antinen!), Schnitzwerk vielerlei Art.
Und auch dem Handwerker in der en der Wald den meisten Roh—
stoff: dieß Lohe und das Holz. Hölzern war denn auch die Kultur unserer
Vorfahren. Holz die Feuerung; aus Holz die Häuser, aus Holz die Brücken
und Stege, aus Holz die tausend Gebrauchsgegenstände des täglichen Lebens,
bei deren Herstellung namentlich der Böttcher beteiligt war, und die wir
heute oft nur dem Namen nach kennen: die hölzerne Badewanne, die hölzernen
Wilch- und Bierkannen, das hölzerne Waschfaß, der hölzerne Wassereimer,
die hölzerne Feuertonne, die hölzernen Pökel- und Bierfässer. Aber auch
wenn wir in ein Dorf einfahren, vernehmen wir von gewerblicher Tätigkeit
noch mehr als heute: wir sehen die Bäuerin spinnen, hören das Weber—
schiffchen klappen, finden den Vauern hinter Hobelbank und Schraubstock oder
an der Lohgrube beschäftigt und Schuster und Schneider bei den Bauern
Pantine — Holgschuh
Nürnberger Fortbildungsschullesebuch.
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