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Heimatkunde der Provinz Brandenburg.
Das Rhinluch, nach dem hindurchgehenden Flusse benannt, ist reich an
Torfboden. Er hat hier eine Dicke von 5 m. Die größten „Torfstiche" befinden
sich bei Linüm.
In der Elbniederung treffen die drei großen Talzüge der Provinz znfam-
nien. Die hiudurchfließeude Elbe ist breiter als die Oder; auch die Schiffahrt
ist reger auf ihr. Sie nimmt hier die Havel auf. Die Elbe hat in dieser Gegend
seit Jahrtausenden fruchtbaren Bode» angeschwemmt. Die Erträge an Roggen,
Weizen und Heu siud daher gewaltig, besonders in der Lenzener Wische;
auch Rinder- uud Pferdezucht blühen. Die wichtigsten Orte sind das alte
Havelberg (Dom) und der Eisenbahnknotenpunkt Wittenberge (18500 E.),
bei dem eine 1V2 km lange Brücke die Elbe überschreitet.
III. Der nördliche Höhenzug.
1. Das Höhenland der Neumark.
Deu Norden der Provinz erfüllt wieder ein Höhenzug. Sein östlichster Teil,
der bis zum Odertal reicht, gehört der Neumark au. Er ist eiue weite, wellige
Hochfläche ohue merkenswerte Erhebungen. Seine zahlreichen Seen ziehen
meist in langen Reihen dahin und sind oft mit dem schönsten Buchenwald
umgeben. Die größten sind der Lippehner und der Soldiner See. In
ihnen haben kleine, waldumrandete Flüsse ihren Ursprung; zu ihnen gehören
Drage und Mietzel. Das Höhenland ist ein Gebiet des Ackerbaues, der in
den zahlreichen Gegenden mit Lehmboden gute Erträge liefert. Ausgedehnte
Nadelwälder gibt es nur in der Mitte.
Die meist kleinen uud altertümlichen Städte haben viel im Dreißigjährigen
Kriege, int Siebenjährigen Kriege und am Anfange des vorigen Jahrhunderts
durch die Scharen Napoleons gelitten. Die wichtigste ist Lands berg (36900 E.),
der Handelsmittelpunkt des Warthebruches. Bei Zorndorf schlug Friedrich
der Große 1758 die Russen. Das altertümliche Gepräge hat am meisten
Königsberg bewahrt; die Stadtmauer, die alte Marienkirche und das knnst-
voll gebaute Rathaus sind noch wohl erhalten.
2. Das Höhenland der Uckermark.
Überschreitet man das wiesenreiche Odertal, in dem bei Schwedt auch Tabak
augebaut werden kann, so gelangt man auf das Höhenland der Uckermark, das
bis zur Havel reicht. Es hat in seiner Bodenform größere Mannigfaltigkeit
als das der Neumark. Hügelreihen mit prächtigen Laubwäldern durch-
ziehen es an mehreren Stellen. Dazu werden die steilen Ränder im Osten
und Südosten von Schluchten zerschnitten. Auch die nach Norden fließende
Ucker, die ihren Ursprung in den Uckerseen hat, schneidet in das Höhenland
ein. Große Seen schmücken im südöstlichen Teile die Landschaft. Der schönste
ist der sagenumwobene Werbellin. In seinen kristallklaren Fluten spiegelt sich
die hirschreiche Schorfheide, die ebenso wie das Jagdschloß Hubertusstock
uuserm Kaiser gehört uud von ihm häufig zur Jagdzeit besucht wird.