Full text: Heimatkunde der Provinz Brandenburg (Erg.)

Ergänzung für die Oberstufe. 
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Verstorbenen verbrannten oder bestatteten sie. Zur Zeit der Völkerwanderung 
verließen sie ihre Heimat und zogen nach Westen und Süden. 
An ihrer Stelle ließen sich die Wenden nieder, die aus dem Osteu 
Europas kamen und mit den Polen uud Russen verwandt sind (Slawen). Von 
ihnen leben in nnsrer Provinz noch etwa 35 500, die im Spreewald und 
in den Dörfern seiner Umgebung wohnen und noch zum großen Teil an der 
ererbten Sprache, Sitte und Tracht festhalten. Von ihrer früheren Ausbrei- 
tung zeugen die wendischen Ortsnamen, die man überall in der Mark findet. 
So weisen auf wendischen Ursprung die Ortsnamen mit den Endungen a, en, 
in, ow, ig, og, ug, atz, itz, otz, itzsch, gard, grad. Die Wenden lebten vorzugsweise 
von Jagd, Viehzucht und Fischerei. Ihre Ansiedlungen legten sie meist an den 
Flüssen an; der am Wasser gelegene Teil mancher Städte heißt daher noch 
heute der Kiez (kieza: Fischerhütte). Zum Schutze gegen ihre Feinde bauten sie 
auf Anhöhen, an Seen und in Sümpfen Burgen uud umgaben sie mit Erd- 
wällen und Palisaden. Man nennt die Reste heute Burgwälle (Schloßberg 
bei Burg im Spreewalde). Die Verstorbenen wurden verbrannt, die Asche 
in Urnen gesammelt und in kleinen Steingewölben, die man häufig iu der 
Mark findet, beigesetzt. Ihre Götter verehrten sie in heiligen Hainen auf 
Bergeshöhe. 
Wenige Jahrhunderte später drangen wieder Deutsche aus dem Westen 
nnfers Vaterlandes über die Elbe vor und verdrängten oder unterjochten die 
Wenden. Schon Otto I. stiftete die Bistümer Havelberg und Brandenburg, 
nach welch letzterem später die Mark ihren Namen erhielt. Aber erst Albrecht 
dem Bären gelang ihre völlige Unterwerfung 1157. (Sage vom Schildhorn.) 
In dem eroberten Lande ließen sich Ritter, die bei dem Kampfe geholfen hatten, 
deutsche Kolonisten aus den Niederlanden (Flamänder, Fläming), vom Rhein 
(am heutigen Rhin), aus Niedersachsen und Mitteldeutschland und zahlreiche 
Mönche nieder, die das Land urbar machten, mit schönen Kloster- und Kirchen- 
bauten versahen und christliche Sitte und Bildung um sich verbreiteten. 
Nach dem Dreißigjährigen Kriege rief der Große Kurfürst, um das verödete 
Land wieder zu bevölkern, Einwanderer ans Holland, der Pfalz, der Schweiz 
und aus Frankreich herbei. (Französische Kolonien in Berlin und Angermünde.) 
Dasselbe taten Friedrich Wilhelm I. (aus Böhmen) und Friedrich der Große 
(von überall nach den drei großen Brüchen). 
So sind die heutigen Brandenburger ein Mischvolk. Durch die müh- 
same Bearbeitung ihres kargen Bodens wurden sie zu ausdauernden Leuten, 
die in der härtesten Prüfung nicht verzagen. Die Liebe zu der mit ihrem Schweiß 
gedüngten Scholle und die Treue zum angestammten Fürstenhause haben sich auf 
den Schlachtfeldern bewährt, auf denen Preußens und Deutschlands Größe be- 
gründet wurde. Auch mancher Mann der Wissenschaft und Kunst ist aus ihnen 
hervorgegangen. 
Der weitaus größte Teil der Einwohner gehört dem evangelischen Bekennt- 
nis zu, das durch den feierlichen Übertritt Joachims II. in Spandau am 1. No- 
vember 1539 staatlich anerkannt wurde. Katholiken gibt es etwa 400 000. Von 
K 
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