Full text: Heimatkunde der Provinz Westpreußen (Erg.)

I. Abteilung. Erdkundliches. 
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Bewohnt wird der Landstrich von den anspruchslosen Kassuben, dem Rest 
der wendischen Bevölkerung. Die westpreußischen Kassuben sind meistens 
katholisch, dagegen gehören die in Pommern wohnenden der evangelischen Kirche 
an. Man rechnet auf Westpreußen noch ungefähr 100 000 Kassuben. Die Männer 
tragen weite, weiße, leinene Hofen und eine .kurze, in der Regel fest zugeknöpfte 
Jacke, über die sie im Winter und bei Regenwetter noch einen blauen, selbst- 
gewebten Mantel ziehen. Ihre Häuser sind meistens ganz aus Holz gebaut und 
mit Stroh gedeckt. Charakteristisch ist der auf Holzpfosten ruhende Vorbau. 
Ihre Hauptbeschäftigung ist Holzfällen uud Kohleubreuneu. Hausindustrie! 
Nördlich vom Turmberg liegt der reizende Ort Karthaus, meist von Deutschen 
bewohnt. Wegen seiner herrlichen Lage und der gesunden, reinen Luft hier 
oben wird das Städtchen voll vielen Sommerfrischlern aufgesucht. Die alte 
Klosterkirche ist sehr sehenswert. Am Südfuße der Kafsubischen Höhen liegt 
Berent (kath. Lehrerseminar) an der Ferse. Gehen wir den Fluß abwärts, 
so kommen wir an den Überresten zweier Burgen aus der Ordenszeit, an Alt- 
Kischau ulld Schöneck, vorüber uach Pr.-Stargard (Station der Ostbahn; 
Landgestüt). Hier finden wir rege Fabriktätigkeit (Eisengießereien, Dach¬ 
pappefabriken, viele Mühlen, Tabak- und Spiritusfabriken). In der Nähe liegt 
die Provinzial-Jrrenanstalt Konradstein. Noch weiter flußabwärts wandernd 
gelangen wir in dem vielfach gewundenen Tal der Ferse zu dem Sitze des 
Bischofs vou Kulm, Pelpliu. (Kath. Priesterseminar, Progymnasium, Zucker- 
fabrik, großer Koruspeicher; Handel.) 
b) Die Küstenlandschaft. Die Höhen der Kassnbei dachen sich nach Norden 
und Osten zu allmählich zur Küstenlandschaft ab. Bei Zoppot, Adlershorst 
und Gdingen treten sie bis dicht ans Meer. Zoppot ist das modernste Seebad 
unserer heimischen Küste (Waldfestspiele). Die nördliche Abdachung wird scharf 
durch das Rhedatal begrenzt. (Abfluß der eiszeitlicheu Schmelzwasser, Au- 
schwemmuug fruchtbaren Bodens.) Neustadt (katholischer Wallfahrtsort, 
Gymnasium, ev. Lehrerseminar, Irrenanstalt) liegt in sehr freundlicher Gegend. 
(Schloß des Grafen Keyserlingk mit herrlichem, öffentlichem Park.) Mit der 
Bahn gelangen wir über Rheda uach dem lebhaft besuchten Badeort Putzig. 
Nördlich uud südlich der Rhedamündung finden wir inselartige hohe Lehm- 
ablageruugeu, umgeben von Mooren. Man nennt diese bis 95 in aufsteigenden 
Höhen „Kämpen". Auf solchen „Kämpen" liegen Putzig lind Oxhöst. Die um- 
liegenden Moore werden allmählich in Wiesen verwandelt. (Wiesenbau, Vieh- 
zucht, Torfgewinnung.) An der nördlichsten Spitze unserer Küstenebene liegt 
Rixhöft (zwei Leuchttürme, Station für drahtlose Telegraphie). An dieser 
vorspringenden Landecke fanden die Sinkstoffe der Weichsel einen Halt, und so 
entstand durch das Zusammentreffen der See- und Flußströmung eine Sand- 
bank, die schließlich über die Oberfläche des Meeres emporragte. Es ist die 
Halbinsel Hela (Länge? Breite?), die die Putziger Wiek (Wiek^Bucht) ein- 
schließt. (Geringer Ertrag des. Bodens, daher Fischfang; Hochseefischerei: 
Dorsche, Lachse, Heringe, Flundern. Absatzgebiete: Danzig, Zoppot.) Auf 
der Südspitze der Halbinsel liegt Hela (Badeort, Leuchtturm).
	        
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