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Die Methodik des erdkundlichen Unterrichts.
Sowohl durch die Gebirgsbildung, welche als eine Folge der
allmählichen Erkaltung der Erdrinde zu betrachten ist, als auch
durch die, welche im Druck der Erdgase ihre Ursache hat, wurden
in der Lagerung der im Laufe der Jahrtausende entstandenen
Erdschichten grosse Veränderungen bewirkt, so dass auch
junges Gestein zu Gebirgen aufgerichtet erscheint. Doch
lässt sich im allgemeinen wohl der Satz aufstellen, dass, je jünger
die Formation ist, sie desto weniger an der Gebirgs¬
bildung Anteil hat; denn in Gebieten, die sehr lange Zeit,
vielleicht mehreremal von den Meeresfluten bedeckt waren, wurden
die frühern Unebenheiten durch die entstandenen Ablagerungen
teilweise ausgeglichen. Während die krystallinischen Gesteins-
massen des Urgebirges sich zu den gewaltigen Formen des
Hochgebirges auftürmen und die ältern Formationen aus
der P r i m ä r- und Sekundärzeit wenigstens noch die Formen
des Mittelgebirges zeigen, sind im Verbreitungsgebiete der
T er t i ä r form a t i o n meistens nur noch schwacheEr heb u nge n
ausgeprägt, und die Quartärformation zeigt uns endlich nur
noch die sanften Bodenanschwellungen der Ebene. Wo
Ausnahmen vorkommen, sind sie auf gewaltsame Ereignisse zurück¬
zuführen, z. B. bei den hochaufgerichteten tertiären Kalkalpen
der Schweiz.
Die Beschaffenheit des Gesteins bedingt die Eigenart
bestimmter landschaftlicher Formen, so dass auch diese sich
aus den Bildungsvorgängen der Erdrinde erklären.
Das krystallinische Gestein, welches sich in der Urzeit
der Erde bildete, zeichnet sich meistens durch eine sehr grosse
Härte aus, wohl infolge seiner unmittelbaren Entstehung aus
feuerflüssiger Masse. Es widersteht deshalb gut der Verwitterung
(mit Ausnahme des ziemlich leicht verwitternden Gneises), und
die hohen Gebirge, welche aus solchem Gestein, z. B. aus
Granit, aufgebaut sind, zeigen noch die ursprünglichen
schroffen Formen, welche sie bei ihrer Entstehung infolge
Hebungen und Senkungen angenommen hatten. Scharfe Kämme,
spitze Gräte, tiefe Abstürze, enge Klüfte und Spalten
sind die Eigentümlichkeiten, zugleich auch die Schönheiten des
Hochgebirges. Sie bilden die Merkmale einer echten Gebirgs-
natur, von welcher sich unser, an weichere und gleichmässigere
Formen gewöhntes Auge angezogen fühlt ; denn solche finden wir ja in
den mehr bewohnten Landschaften des Mittelgebirges und erst recht
in dem vornehmlich als Wohnsitz der Menschen dienenden Tieflande.
Den Gesteinen, welche die niedrigen Gebirge bilden, fehlt
meistens jene Härte, welche ihre an der Oberfläche liegenden Teile
vor einer schnellen Verwitterung schützen würde. Unter der Mit¬
wirkung des Wassers aus Meeresablagerungen entstanden, sind sie
seinem zerstörenden Einflüsse auch wieder viel mehr preisgegeben
als das im Feuer gehärtete Urgestein. Das abströmende Regen¬
wasser hat die verwitterte Erde weggeschwemmt und an tiefer