Full text: Die deutschen Landschaften (1)

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Die Methodik des erdkundlichen Unterrichts. 
Sowohl durch die Gebirgsbildung, welche als eine Folge der 
allmählichen Erkaltung der Erdrinde zu betrachten ist, als auch 
durch die, welche im Druck der Erdgase ihre Ursache hat, wurden 
in der Lagerung der im Laufe der Jahrtausende entstandenen 
Erdschichten grosse Veränderungen bewirkt, so dass auch 
junges Gestein zu Gebirgen aufgerichtet erscheint. Doch 
lässt sich im allgemeinen wohl der Satz aufstellen, dass, je jünger 
die Formation ist, sie desto weniger an der Gebirgs¬ 
bildung Anteil hat; denn in Gebieten, die sehr lange Zeit, 
vielleicht mehreremal von den Meeresfluten bedeckt waren, wurden 
die frühern Unebenheiten durch die entstandenen Ablagerungen 
teilweise ausgeglichen. Während die krystallinischen Gesteins- 
massen des Urgebirges sich zu den gewaltigen Formen des 
Hochgebirges auftürmen und die ältern Formationen aus 
der P r i m ä r- und Sekundärzeit wenigstens noch die Formen 
des Mittelgebirges zeigen, sind im Verbreitungsgebiete der 
T er t i ä r form a t i o n meistens nur noch schwacheEr heb u nge n 
ausgeprägt, und die Quartärformation zeigt uns endlich nur 
noch die sanften Bodenanschwellungen der Ebene. Wo 
Ausnahmen vorkommen, sind sie auf gewaltsame Ereignisse zurück¬ 
zuführen, z. B. bei den hochaufgerichteten tertiären Kalkalpen 
der Schweiz. 
Die Beschaffenheit des Gesteins bedingt die Eigenart 
bestimmter landschaftlicher Formen, so dass auch diese sich 
aus den Bildungsvorgängen der Erdrinde erklären. 
Das krystallinische Gestein, welches sich in der Urzeit 
der Erde bildete, zeichnet sich meistens durch eine sehr grosse 
Härte aus, wohl infolge seiner unmittelbaren Entstehung aus 
feuerflüssiger Masse. Es widersteht deshalb gut der Verwitterung 
(mit Ausnahme des ziemlich leicht verwitternden Gneises), und 
die hohen Gebirge, welche aus solchem Gestein, z. B. aus 
Granit, aufgebaut sind, zeigen noch die ursprünglichen 
schroffen Formen, welche sie bei ihrer Entstehung infolge 
Hebungen und Senkungen angenommen hatten. Scharfe Kämme, 
spitze Gräte, tiefe Abstürze, enge Klüfte und Spalten 
sind die Eigentümlichkeiten, zugleich auch die Schönheiten des 
Hochgebirges. Sie bilden die Merkmale einer echten Gebirgs- 
natur, von welcher sich unser, an weichere und gleichmässigere 
Formen gewöhntes Auge angezogen fühlt ; denn solche finden wir ja in 
den mehr bewohnten Landschaften des Mittelgebirges und erst recht 
in dem vornehmlich als Wohnsitz der Menschen dienenden Tieflande. 
Den Gesteinen, welche die niedrigen Gebirge bilden, fehlt 
meistens jene Härte, welche ihre an der Oberfläche liegenden Teile 
vor einer schnellen Verwitterung schützen würde. Unter der Mit¬ 
wirkung des Wassers aus Meeresablagerungen entstanden, sind sie 
seinem zerstörenden Einflüsse auch wieder viel mehr preisgegeben 
als das im Feuer gehärtete Urgestein. Das abströmende Regen¬ 
wasser hat die verwitterte Erde weggeschwemmt und an tiefer
	        
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