Full text: [Teil 4, [Schülerbd.]] (Teil 4, [Schülerbd.])

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116. (Ein Brief Goethes an seine Mutter.*) 
Rn Katharina Elisabeth Goethe. 
Mitte Rugust l779. 
So eine Rntwort wünscht ich von Ihr liebe Mutter, ich hoffe es 
soll recht schön und herrlich werden. Rlso eine nähere Rachricht von 
unsrer Rnkunft. Ghngefähr in der Hälfte September treffen wir ein 
und bleiben ganz still einige Tage bey Euch. Denn weil der Herzog 
seine Tanten und Vettern die auf der Messe seyn werden nicht eben sehen 
möchte wollen wir gleich weiter und aus dem Mayn und Rhein hinab 
schwimmen, haben wir unsre Tour Dottenbet; so kommen wir zurück 
und schlagen in forma unser Quartier bey Ihr auf, ich werde alsdenn 
alle meine Freunde und Bekannte beherzigen, und der Herzog wird nach 
Darmstadt gehen und in der Rachbaarschasft einigen Rdel besuchen. Unser 
Quartier wird bestellt wie folgt. Für den Herzog wird im kleinen 
Stübgen ein Rette gemacht, und die (Orgel wenn sie noch dastünde hinaus¬ 
geschafft. Das grase Zimmer bleibt für Zuspruch, und das Entree zu 
seiner Wohnung. Er schläfst auf einem saubern Strohsacke, worüber 
ein schön Leintuch gebreitet ist unter einer leichten Decke. 
(Das Papier schlägt durch drum fahr ich hier fort.) 
Das Taminstübgen wird für seine Bedienung zurecht gemacht, ein 
Matraze Bette hineingestellt. 
Für Herrn v. Wedel wird das Hintere graue Zimmer bereitet, auch 
ein Matrazze Bette pp. 
Für mich oben in meiner alten Wohnung auch ein Strohsack pp. wie 
dem Herzog. 
Essen macht ihr Mittags vier, Essen, nicht mehr noch weniger, 
kein Geköch, sondern eure bürgerlichen Kunststück aufs beste, was ihr 
frühmorgens von Qbst schaffen könnt wird gut seyn. 
Darauf reduziert sichs also daß wir das erstemal wenn wir an¬ 
kommen iedermann überraschen, und ein paar Tage vorbeygehn eh man 
uns gewahr wird, in der Messe ist das leicht. In des Herzogs Zimmern 
thu sie alle Lustres heraus, es würde ihm lächerlich vorkommen. Die 
Wandleuchter mag sie lassen. Sonst alles sauber wie gewöhnlich und 
ieweniger anscheinende Umstände ie besser. Es muß Ihr seyn als wenn wir 
lO iahr so bey ihr wohnten. Für Bedienten oben im Gebrochenen Dach 
bey unsren Leuten sorgt Sie für ein paar Lager. Ihre Silbersachen 
stellt sie dem Herzog zum Gebrauch hin, Lavor, Leuchter pp. Keinen Taffe 
und dergleichen trinkt er nicht. Wedel wird Ihr sehr behagen, der ist 
noch besser als alles was Sie von uns Mannsvolck gesehen hat. 
Rlso immer ein tiefes Stillschweigen, denn noch weis kein Mensch 
hier ein wort, was Ihr noch einkommt schreibe Sie mir. Ich will 
auf alles antworten, damit alles gut vorbereitet werde. 
Merck darf noch nichts wissen. 
*) Schreibweise, wie auch in den folgenden Briefen, dem Original entsprechend. 
15*
	        
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