III. Teil.
Europa.
A. Das Mittel- und Nordeuropäische Schollen- und Tiefland.
Bodengestaltung und Bewässerung.
§ 88. Holländisches Tiefland. (Das Königreich der Niederlande.) Über-
schreiten wir die Grenze Hollands von Hannover oder Westfalen (Münstersche
Bucht) oder Rheinland (Colner Bucht) aus, so gelangen wir in den niedrig-
sten Teil des Norddeutschen Tieflandes. Mit Recht führt er den Namen
Niederlande, denn fast 1/4 des Gebietes liegt sogar unterm Meeresspiegel.
Auf uuferm Wege wechseln zuerst Moore und Geestland ab; dann gelangen
wir in weite fruchtbare Marfchen, die fast die Hälfte des Königreiches der
Niederlande einnehmen. Gegen die Meeresfluten werden fie an der Westküste
meist durch Dünen (§ 74), an der Nordküste durch Deiche (§ 73) geschützt.
Hier sind die Dünen durch Springfluten von der Küste getrennt worden. Ihre
Reste bilden die Westfriefifchen Jnfeln. Zwischen ihnen und der Küste setzt sich
das Deutsche Wattenmeer fort. Auch hier ist das Meer tief in das Land
eingedrungen. Dadurch ist der große Zuider See entstanden. Jetzt sind die
Holländer bemüht, ihn dem Meere wieder abzuringen. Das wird ihnen ge-
lingen; dafür haben sie schon an mehreren Landseeu, die sie trockengelegt und in
fruchtbares Land verwandelt haben, den Beweis geliefert; der größte von ihnen
war das Haarlemer Meer. Man legte um die Seen eingedeichte Kanäle an
und pumpte sie dann leer.
Holland ist das Land der Kanäle. Durch sie entwässern die Bewohner
sumpfigen und bewässern trockenen Boden. Auf ihnen wickelt sich fast der
ganze Verkehr ab. Die Bewässerung des Landes besorgt der Rhein, der sich
aber bald nach seinem Eintritt in das Land unterhalb Emmerichs in mehrere
Arme teilt, von denen die bedeutendsten Lek und Waal heißen. In den
letzteren mündet die Maas. Gerade wie bei der Elbe und Weser hat auch hier
die eindringende Meeresflut trichterförmige Mündungen gebildet. Alle Flüsse
sind von Deichen eingeschlossen, und ihr Wasserspiegel ist meist höher als das
umliegende Land, das größtenteils Schwemmland des Rheines nnd der
Maas ist.
Aufgabe: Vergleiche die Niederlande mit dem westlichen Teile der Norddeutschen
Tiefebene!
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