Full text: Heimatkunde für die Schulen Osnabrücks

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Provinz Hannover. 
Die Nordseeküste. 
Durch den Regierungsbezirk Aurich strömt die Ems in breitem, fast geradem 
Bett zwischen hohen Dämmen langsam dem Meere zu. Bei Leer wird ihre Wasser- 
masse noch vermehrt durch die Leda, die aus einer Anzahl Flürchen des Olden- 
burger Moorgebietes entsteht. Das bekannteste von diesen ist die Saterems 
des Saterlandes, eines nordöstlich an den Hümmling grenzenden Oldenburger 
Landstriches. Der Name ,,£eda" gilt nur für eine kurze Strecke. Der breite Ems- 
ström biegt unterhalb Leer allmählich nach Westen um und erreicht südlich von 
Emden den Dollart. Wo jetzt das Wasser des Dollart wogt, breitete sich vor 
fast 700 Iahren noch eine blühende Landschaft aus mit etwa 50 wohlhabenden 
Dörfern. Gewaltige Sturmfluten der nahen Nordsee fegten in den Iahren 1277 
und 1287 die schützenden Deiche hinweg und ertränkten Land und Leute. Diese 
Einschnitte des Meeres ins Land heißen Meerbusen. Auch den Iadebusen 
und die weiten Mündungen der Weser und der Elbe hat die wilde Nordsee ins 
Land gerissen. 
Ein weiteres Denkmal der Zerstörungswut des „blanken Hans" bildet die 
der Küste vorgelagerte Inselreihe. Eine ununterbrochene Dünenkette (Sand- 
berge) bildete vor Jahrhunderten einen natürlichen Damm gegen die Flut. Die 
See aber ruhte nicht, bis sie die Dünen an mehreren Stellen durchbrochen uno einen 
breiten Streifen dahinterliegenden Landes verschlungen hatte. Was sie zurück- 
gelassen hat, sind die Inseln, die unsere Nordseeküste umsäumen. Von ihrer 
großen Zahl gehören zu unserer Provinz Borkum, Iuist, Norderney, Bal- 
trum, Langeoog und Spiekeroog, an das sich sofort das oldenburgische 
Wangeroog anschließt. Die bekanntesten Inseln sind Borkum und Norderney. 
Sie sind weltberühmte Seebäder, zu denen allsommerlich Tausende von Bade- 
gästen hinüberfahren, um sich in der derben, salzigen Seeluft zu erholen. In den 
letzten Iahren ist auch aus den anderen Inseln die Zahl der Badegäste bedeutend 
gestiegen. — Von Borkum, Norderney und Wangeroog glänzt nachts das 
Licht der Leuchttürme weit ins Meer hinaus, den Schiffern den rechten Weg 
zu zeigen. Denn die Nordsee ist eine Mordsee voller Untiefen, auf denen schon 
manches brave Schiff zum Wrack geworden ist. Mancher brave Seemann hat 
hier ein nasses Grab gefunden, mancher aber ist den Fluten entrissen durch die 
tapferen Mannschaften der auf Küste und Inseln angelegten Rettungs- 
stationen. — Schiffahrt und Fischfang (Hering, Schellfisch, Austern) sind be- 
deutende Erwerbszweige. 
Gegen weiteren Landraub der Nimmersatten See schützten sich die Küsten- 
bewohner durch den Bau eines mächtigen Deiches, der sich ununterbrochen von 
der Ems zur Weser, von der Weser zur Elbe die Küste entlang zieht. Zwischen 
Deich und Inseln aber behielt das Wasser die Herrschaft,- hier dehnt sich 
die Meeresfläche, die allerdings zu Zeiten so seicht ist, daß man hindurch- 
waten kann, woher es auch den Namen Watt, Wattenmeer trägt. Alle zwölf 
Stunden weicht die Nordsee bis außerhalb des Inselkranzes zurück. Das Watt 
bildet dann eine graue, schlammige Schlickfläche, durchzogen von den blinkenden 
Fäden tieferer Wasserrillen (Priele) und belebt von zahllosen Seesternen, Krabben 
und anderem Seegetier, das beim schnellen Rückzüge des Wassers zurückgeblieben 
ist und nun eine Beute der Enten, Möwen, Austernfischer und anderer Vögel
	        
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