— 78 —
tausendjährige Rosenstock". — Der bedeutendste Bischof Hildesheims war der
hl. Bernward, der die Stadt mit herrlichen Bauwerken schmückte. Von ihm
stammen unter andern die beiden aus Erz gegossenen Türen am Haupteingang
des Domes. In je acht Hochbildern (Reliefs) zeigt die eine Tür den Fall des
Menschengeschlechts, die andere die Erlösung.
Wo die Leine in das Flachland eintritt, liegt an ihrem Ufer Hannooer,
die königliche Haupt- und Residenzstadt. Ihren Namen trägt sie von der hohen
Lage der ältesten Stadtteile am Leineufer (hohes Ufer, niederdeutsch hoen overe).
Mit mehr als 300 000 Einwohnern ist sie bei weitem die größte Stadt unserer
Provinz und ihre einzige Großstadt (d. h. Stadt über 100 000 Einwohner).
Hannover ist eine überaus schöne Stadt mit herrlichen Straßen (Georgstraße)
und prachtvollen Bauwerken (Residenzschloß, königliches Theater, Rathaus^
Ernst August-Denkmal, Waterloosäule).
Im Nordosten umzieht die Eilenriede, ein herrlicher Waldgürtel, in dem der
bedeutende zoologische Garten liegt, die Stadt. Im Südwesten der Stadt liegt Her-
renhausen mit einem Schlosse und dem Mausoleum des früheren königlichen Hauses
von Hannover. — Hannover gegenüber liegt die Fabrikstadt Linden. Maschinen-
fabriken, chemische Fabriken, Eummifabriken, Spinnereien, Webereien, Eisen-
gießereien und Salzwerke sind hier zu finden.
Der Äarz.
In der Südostecke unserer Provinz steigt die gewaltige Felsmasse des
Harzes empor in einer Breite von 30 Km und einer Länge von 100 km.
Man könnte den Harz vergleichen mit dem Riesenrückenschild einer Schildkröte.
Aus diesem breiten Erdrücken erheben sich unregelmäßig verteilte, herrlich be-
waldete Bergkuppen. Darum ist der Harz ein Massengebirge (Teutoburger
Wald == Kettengebirge).
Im Nordwesten steigt der Harz steil zu einer durchschnittlichen Höhe von
650 m an, während der südöstliche Abhang sich allmählich gegen die Elbe senkt.
Der niedrigere Ostteil heißt Unterharz, der höhere Westteil Oberharz.
Der Beherrscher des Oberharzes ist der 1142m hohe Brocken. Hart am
Nordrande des Gebirges erhebt er sich als kahler Riesenkopf aus dem sumpfigen
Brockenfeld. Oben auf der Kuppe, zu der eine Zahnradbahn hinaufführt, steht
das Brockengasthaus mit dem Aussichtsturm inmitten zahlreicher Granitblöcke.
Namen dieser Blöcke wie Teufelskanzel, Herentanzplatz erinnern an den alten
Herenglauben. In der Mainacht (Walpurgisnacht) kamen die Heren auf Besen-
stielen, Mistgabeln, Ziegenböcken zum Blocksberg (Brocken) geritten, um mit
ihrem Herrn, dem Teufel, ein nächtliches Fest zu veranstalten. — Der Brocken
wird viel von Wanderern besucht, die sich an dem weiten Rundblick und dem
herrlichen Sonnenaufgang erfreuen wollen. Doch da heißt es oft tagelang
warten; denn der Brocken liebt es, die Menschen zu narren. Plötzlich zieht er
eine dichte Nebelhaube über, und der aufheulende kalte Wind fegt Regen, Hagel,
Schnee über die kahle Kuppe. Bei der geringen Wärme des kurzen Sommers
und der feuchten Luft entwickelt sich nur eine spärliche eigentümliche Pflanzen-
welt. Zwergbirke, Berganemone, Habichtskraut, Islandflechte, lauter Berg-
pflanzen, sind hier zu finden. Aus der Tierwelt wohnen hier nur Fledermäuse,
schwarze Eidechsen, einige Käfer und Schmetterlinge.
Westlich vom Brockengebiet erstreckt sich die Klausthaler Hochebene. Sie
macht gar nicht den Eindruck einer Berglandschaft. Weite Wiesen dehnen sich hier
>wie im Tieslande. Am Nordende steigt die Schalke empor, im Süden schließt die