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kantigen Balken oder mit Bündelholz (Kienholz), das man zum 
Feueranzünden braucht. 
Auf einmal hörte ich ein vielstimmiges Klingeln. Ich schaute 
auf und sah an einem mit Gras bewachsenen Abhang 10—15 Ochsen, 
Kühe und Rinder weiden. Jedes dieser Tiere trug an einem 
breiten Halsband eine Schelle. Bei jedem Tritt der Weidetiere 
fingen die Glöcklein an zu klingen. 
Das Automobil hörte aus zu schnaufen, an einem großen 
dreistöckigen Gebäude hielt es still. Ich schaute auf und las an 
dem Hause die Worte: Bad Griesbach. Sofort erschien der 
Hausherr (Wirt), der mich herzlich willkommen hieß. Ein Haus- 
diener nahm mein Gepäck ab und führte mich auf mein Zimmer. 
Durch ein erfrischendes Bad reinigte und stärkte ich meinen Leib 
von dem Ruß und Staub der langen Reise. Ein Glöcklein er- 
tönte dreimal hintereinander; es rief die Gäste zum Nachtessen. 
Ich folgte dem Rufe und traf in einem großen Speisesaal gegen 
30 Gäste versammelt: Männer und Frauen. Die Speisen wurden 
aufgetragen, alle griffen zu, auch ich; es wollte mir jedoch nicht 
schmecken. Zeitig legte ich mich ins Bett. Es dauerte lange, bis 
ich einschlief. 
Am ersten Morgen, als ich dort aufwachte, stand die goldne 
Sonne schon hoch über den sinstern Schwarzwaldbergen. Lächelnd 
schien sie mir ins Gesicht, als wollte sie mir sagen: „Sei nur 
frohen Mutes, hier ist ja gut sein." Sosort stand ich auf, kleidete 
mich an und machte mich fertig. 
Mein erster Gang war zur Brunnenhalle. In einem keller- 
artigen Gebäude sprudeln drei Quellen ihre heilkräftigen Wasser aus 
der Tiefe hervor. Ich ergriff ein Glas und ließ es mir von dem 
Brunnenwärter füllen. Wie hell und klar das aussieht! Wie das 
perlt! Ich trank einen Schluck davon. Ah, wie frisch; aber es 
schmeckte säuerlich!^ In dem^ Wasser sind nämlich Eisen und Salz 
(Mineralien) aufgelöst. Kohlensäure treibt die Perlen, Der Genuß 
dieses Mineralwassers ist für den kranken, schwachen Körper sehr 
heilsam, was ich sehr bald zu meiner großen Freude fühlte. Ich 
trank nicht allein jeden Tag öfter von diesem gesundheitbringenden 
Wasser, sondern ich badete auch darin. 
(Versand des Mineralwassers!) 
Nach dem Frühstück machte ich mich auf den Weg, um die 
Umgebung Griesbachs, wo ich ja längere Zeit verweilen sollte, ge- 
nau zu betrachten. Der schöne Fleck Erde liegt am Fuße des 
Kniebis und ist nach Norden, Osten uud Süden von dessen Aus- 
läufern umgeben. Nur nach Westen öffnet sich dieser Kranz Berge 
und bildet das reizende^ Renchtal. Fast bis herunter ins Dorf 
reicht der Tannenwald, nur ein paar Schritte und man ist schon 
darin. Riesenhohe Tannen und Fichten, die weit ^ hinauf ast¬ 
frei sind, strecken oben ihre Äste und Zweige ineinander und
	        
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