XXIV. Frantreich seit Franz dem J. 119
Frankreich *), und mehr, als der Koͤnig selbst, denn er
hat das Land unumschränkter beherrscht, als nie zuvor
ein Koͤnig. Es halfen alle gegen ihn angelegten heimlichen
Plane niehts, wie viel ihrer, und wie mächtig diejenigen
waren, welche daran Theil nahmen. — Selbst die Koöni⸗
gin Mutter wurde verwlesen, da sie es wagte, gegen ihn
zu seyn; die Köpfe einiger Großen fielen — und der Koͤ⸗
nig zitterte vor ihm.
Das erste was Nichelien als Minister im Auge hat⸗
te, war die Unterdrückung der Hugenotten, welchen Hein⸗
rich der vierte durch das Ediet von Nantes vollig
freie Religionsübung gegebon hatte, die der jetzige Koͤnig,
nach einigen kleinen Kriegen mit ihnen, bestättigte. Aber
der Streit ward wieder angefangen . Die Stadt Rochelle
hielt sich am laͤngsten, und wurde mit einem unglaubli⸗
chen Muth 14 Monat lang vertheldigt. Erst nachdem
15000 Menschen durch Hunger und Elend umgekommen,
und die Besatzung bis auf 154 ausgezehrte Gerippe zu⸗
sammengefallen war, ergab sie sich. Die Straßen lagen
voll Todie, und die Hände waren zu kraftlos, die Leichen
zu beerdigen. — Als die französischen Soldaten in die
zroberte Stadt einzogen, rissen ihnen die Einwohner das
Brot von den Bandeüeren. Die Soldaten gaben es den
Jammergestalten willig hin, und viele derselben verschlan⸗
den es so gierig, daß sie bald daran starben *). Mit der
*) Der listige Mann! Er bat sogar um seine Entlas⸗
fung, wenl man ihm das Glück zu sehr beneide. Se.
Majestäten, dem Koͤnig und dessen Mutter werth zu
sehn. Inständig baien ihn Koͤnig und des Kenigs
Mutter, zu bleiben, versicherten, er sey unentbehr⸗
lich, und gaben ihm zur persoͤnlichen Sicherheit eine
Leibwache.
*«) Hohen Heldenmuth bewies der Bürgermeister Gui⸗
toͤn. Rur unter der Bedingung, daß keiner von
Uibergabe spreche, gehe es wie es gehe, war er Bür⸗
germeister geworden. — Als man ihm sagte, es stür⸗
ben so viele Leute vor Hunger, daß bald niemand
übrig seyn würde; antwortete er: Es sey darum!
wenn nur einer uͤbrig bleibt ‚èdas Thor zu sperren.