§4i« Religion
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der vielfach bezeugten Geschwisterehen, die auch bei anderen Völkern,
z. B. bei den Ägyptern, sich finden.
Geldwesen. Da in den verschiedenen Teilen des ungeheuren Reiches
die verschiedensten Münzen und Geldeinheiten in Gebrauch waren, griff
Darius ordnend ein. Als Talent nahm er statt des babylonischen das
euböische zu 50 y2 Pfund und setzte es == 1000 Golddareiken. Neben
dem medischen Silbersekel gab es noch einen von doppeltem Werte, dessen
Zehnfaches die Dareike war. Alexander der Große führte später die in
Griechenland übliche Silberwährung ein.
Kunst. Die wichtigste Fundstätte bilden die Ruinen von Persepolis,
das Darius zur Hauptstadt erhob. Dort befinden sich noch die Reste seines,
sowie des Xerxespalastes. Genaue Beschreibung bei Justi, Grundriß
der iran. Philol. S. 451 f. Abb. bei Stolze. Gegenüber der Stadt in einer
Felsenwand befinden sich die Königsgräber, das des Darius mit reicher
Inschrift. Diese Gräber beweisen, daß die persischen Könige von dem
bei den Magiern geübten Brauche abgewichen sind, die Leichen auf
hohen Gerüsten in der Luft verwesen zu lassen. Eine Säulenhalle,
ähnlich der in Persepolis, ist auch in Susa, der zweiten Residenz, ge¬
funden worden.
Stolze, Persepolis (s. S. 69). Dieulafoy, L’art antique de la Perse,
5 B 1884/85.
Die Awesta. Die Sprache der Awesta findet sich sonst nirgends. Es
ist strittig, ob sie eine ältere Form oder eine besondere Mundart der alt¬
persischen Sprache darstellt. Der oft gebrauchte Name Zend-awesta bedeutet
den Urtext {Awesta) und die überlieferte Auslegung in der Pehlewisprache
(Zand). Es ist daher unrichtig, von der „Zendsprache“ zu reden. Die
Awesta zerfällt nach Geldner in 5 Hauptteile: Yasma (Hauptliturgien),
Vispered (Zusätze für besondere Feste), Vendidad (Gesetzbuch),
Yashts (Gottesdienste für die einzelnen Tage) und Khorda-Awesta
(eine Art Laienbrevier in Form eines kurzen Auszugs). Einige metrische
Abschnitte der Awesta zeichnen sich durch eine sehr altertümliche Sprache
aus. Es sind dies die ältesten Bestandteile, die unter dem Namen Gatha
bekannt waren und als besonders ehrwürdig galten.
Geldner, Awestaliteratur i. Grundr. d. iran. Philol. II 1 — 53. Daselbst auch
reiche Bibliographie. Ausgabe v. Geldner, 3 B 1886—1895.
Schrift. Ein persisches Keilschriftalphabet bei Weißbach in Grund¬
riß d. iran. Philol. S. 70 f.; daselbst auch die Geschichte der Entzifferung.
Vgl. § 28.
§ 41. Religion.
Literatur. Spiegel, Eranische Altertumskunde, 2 B 1877. Jackson,
Zoroaster, the prophet of ancient Iran, 1899, u. Die iranische Religion i. Grundriß
d. iran. Phil. S. 612 — 708. J usti, Die älteste iranische Religion und ihr Stifter
Zarathustra, Preuß. Jahrb. 1897 S. 55 f. 231 f. Lehmann, Die Perser in Chan-
tepie de la Saussaye*, Lehrb. d. Religionsgesch., 2 B 18972. T i e 1 e ,
Gesch. d. Religion im Altertum, dtsch. v. Gehrisch II 1 (1898). Über die älteste
iranische Religion vgl. auch Meyer GdA I 2, 822 f.
Neben Varuna, Indra und Mithra sind zu nennen das als Helfer in der
Not verehrte Zwillingspaar, die Asvins (Dioskuren), vor allem aber der
Feuergott Agni und der Gott des Zaubertrankes (s. u.). Mißglückt ist