Full text: Heimatkunde und Arbeitsschule

118 B. praktischer Teil 
gepreßte Fleischprobe gelegt wird. Unter derselben steht der schräg an- 
gebrachte Spiegel; er soll recht viel Licht auf die Fleischprobe werfen. 
Sieht der Fleischbeschauer von oben durch die Öffnung, so stellt er die 
Linsen durch hin- und Herschieben der ineinandergesteckten Messingrohre 
ein, und das Bild der Fleischprobe erscheint ihm 100 oder 200 mal ver- 
größert. 
Jetzt nehmen wir ein Stückchen Lunge mit Tuberkeln unter das 
Glas. Blicke hinein und sage, wie es aussieht! Es sind mehrere größere 
Bläschen sichtbar, die teils eiterig, teils kalkig find; der gesundere Teil er- 
scheint erst gerötet, dann grau. Wenn Menschen von diesem Fleische essen, 
können sie ebenfalls von der schrecklichen Tuberkulose befallen werden, 
die heute schon den vierten Teil aller Todesfälle verursacht. Ein kleiner, 
für das bloße Kuge unsichtbarer Pilz ist die Ursache dieser gefährlichen 
Krankheit, die besonders schwächliche Menschen befällt und langsam, aber 
sicher zum Tode führt. Die Tuberkeln gelangen durch den Auswurf schwind- 
süchtiger Menschen, durch Unreinlichkeit und durch den Genuß von Tri- 
chinenfleisch in den Körper des Menschen und zerstören ihn. (Lungen-, 
Kehlkopfschwindsucht usw.) Man meide daher alles, was den Körper 
schwächen kann (Spirituosen), lüfte fleißig die Wohnung, turne, spiele, 
wandere, stärke den Körper, sei reinlich und vorsichtig. 
Diese Fleischprobe zeigt Finnen. Im Mikroskop erkennen wir deutlich 
die Bläschen mit den kleinen Finnen. Legt man dies Fleisch auf die Brat- 
pfanne, so platzen die Bläschen unter deutlich hörbarem prasseln, Huch 
beim Kochen wird die Finne getötet, und gut abgekochtes, mit Finnen be- 
setztes Fleisch kann auf der Freibank verkauft und ohne Nachteil für die 
Gesundheit genossen werden. Ißt man aber finniges Fleisch im rohen Zu- 
stände (Hackfleisch, Fleischwurst), so gelangt die Finne in den Magen, das 
Bläschen wird vom Magensaft zerfressen, das kleine Würmchen wird 
frei und wächst sich zum Bandwurm aus. Dieser hält sich mit vier Saug- 
näpfchen und dem Hakenkranz des Kopfes am Darm fest, entwickelt !ein 
plattes Glied nach dem anderen, wird bis 10 m lang und stößt die letzten, 
reifen Glieder, in denen zahlreiche Tier liegen, ab. Wenn ein Mensch einen 
Bandwurm hat, dann ist er bleich, matt und leidet an Übelkeit und ver- 
dauungsstörungen. Der Nrzt kann das Tier leicht abtreiben. 
Noch gefährlicher als die Finne und der Bandwurm ist die Trichine. 
Ihre Gestalt gleicht ebenfalls der eines kleinen Würmchens; auch sie kann 
nur mit dem Mikroskop gefunden werden. Spiralig gewunden liegt das 
N/s bis 3 mm lange Tier in einer kleinen Kalkkapsel. Wird trichinöses 
Fleisch roh genossen, so kommen die Kapseln in den Magen und ,werden 
vom Magensaft zerfressen; die Weibchen setzen zahlreiche Junge ab, und 
diese dringen durch den Körper besonders in die Fleischteile, die viel 
bewegt werden (Zunge, Kiefer, Nrme); dort verkapseln sie sich. Das 
alles verursacht dem Menschen Schmerzen; die Glieder schwellen an, es
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.