Full text: Landeskunde von Thüringen

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heiten auszeichnen. Wegen ihrer landschaftlichen Reize wird das obere Saaltal mit seinen 
Nebentälern auch als thüringische Schweiz bezeichnet. Die Bäche der steileren 
Südwest-Abdachung sammeln sich in der Rodach, welche zum Main strömt. Die 
starken Wasserkräfte der zahlreichen Gewässer des Frankenwaldes können in mannig¬ 
facher Weise verwertet werden. Deshalb sind an den Ufern der Bäche und Flüsse auch 
mancherlei Werkstätten entstanden. In zahlreichen Sägemühlen werden die Baum¬ 
stämme zu Brettern und Latten zerschnitten, während in großen Holzschleifereien 
der Holzstoff gewonnen wird, aus dem Papier und Pappe bereitet werden. Die Gebirgs¬ 
bäche werden auch zur Flößerei benutzt. Auf ihrem Rücken tragen sie im Frühling 
zur Zeit der Schneeschmelze die Baumstämme hinab zur Saale und zum Main, wo 
diese zu großen Flößen zusammengefügt werden. 
o) Erwerbs- und Siedelungsverhältnisse. Der Stein-, Holz- und 
Wasserreichtum des Frankenwaldes hat fast überall eine lebhafte Gewerbtätigkeit hervor- 
gerusen. Neben der Holz- und Schieferindustrie hat sich auch die Leder-, Zigarren- und 
Webindustrie entwickelt. Infolgedessen ist das Gebirge auch dicht besiedelt. Zahlreiche 
Dörfer und viele Städtchen beleben die vielverzweigten Talgründe und die Mulden des 
Gebirges, während sich aus dem Kamme viele Einzelgehöfte finden. Die Bewohner der 
Waldorte sind zumeist Wald- und Schieferarbeiter, Flößer oder Weber. Der Verdienst 
der Waldbewohner ist zumeist kein großer; daher leben sie auch meist in ärmlichen Ver¬ 
hältnissen und ärmlich sind darum auch die Walddörfer. Große Orte hat der Franken¬ 
wald nicht aufzuweisen, keine der Frankenwaldstüdte zählt mehr als 5000 Einwohner. 
Die bedeutsamsten Frankenwaldstüdte sind Loben st ein, Lehe st en und Ludwig- 
stadt. Lobenstein ist besonders berühmt geworden durch seine Heilquelle (Eisenwasser); 
eine solche besitzt auch S t e b e n. 
Wiederholungsfragen: Wie kommt es, daß die Flußtäler des Frankenwaldes 
so tief und steilwandig sind? Welche Bedeutung haben die Flußtäler für das Gebirge? 
Woher rührt der Wasserreichtum des Frankenwaldes? Warum hat sich im Frankenwald 
eine lebhafte Gewerbetätigkeit entwickelt? Wie kommt es, daß der Frankenwald so dicht 
besiedelt ist? Warum sind die meisten Fabriken in den Tälern angelegt worden? Warum 
ist der Frankenwald die Heimat unserer Schiefertafeln geworden? 
3. Der Thüringerwald 
a) Lage und Ausdehnung. Der Thüringerwald lehnt sich im Nordwesten 
an den Frankenwald an, verläuft als langgezogener Rücken von den Quellen der Loquitz 
und Haslach in nordwestlicher Richtung und endet in dem Winkel, den Werra und Hörsel 
miteinander bilden. Seine Länge beträgt ungefähr 130 km (ungefähr 35 Stunden). 
b) Glieder des Thüringerwaldes. 
Das Meininger und Schwarzburger Oberland. 
Der s ü d ö st l i ch e Teil des Thüringerwaldes umfaßt das Meininger und Schwarz¬ 
burger Oberland. Dieser Teil des Gebirgszuges reicht von den Talgründen der Haslach 
und Loquitz bis zu den Tälern der W o h l r o s e und Schleuse, die an dem tiefen 
Sattel von Neustadt am Rennsteig beginnen und sich nord- und südwärts ziehen. Nach 
Norden hin bilden Rinne und I l m die Grenze, während nach Süden hin das Gebirge 
allmählich in die Schalkauer Platte übergeht. 
Ter südöstliche Thüringerwald gleicht hinsichtlich seines Gesteinsbaues und seiner 
Oberslächengestalt ganz und gar dem benachbarten Frankenwald. Wie dieser baut auch 
er sich aus hartem Schieferstein auf. Daneben finden sich aber auch Granit, Grün-
	        
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