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religiöses Gesetz geneigt sein. Die Geschichte bezeugt es, daß bei
ihnen der religiöse Enthusiasmus sich am heftigsten kund giebt. Die
indo-germanischen Völker stehen auf sehr verschiedenen Stufen der
Bildung und Bildungsfähigkeit. Die Haupt-Kulturvölker derselben
zeigen größere Klarheit, Ruhe und Besonnenheit als die Semiten.
Sie besitzen größere Fähigkeit für die Ausbildung der mannigfachen
Verhältnisse auf allen Kulturgebieten, besonders auf dem der Kunst.
Mit großer Biegsamkeit des Geistes haben sie sich später auch den
religiösen Sinn der Semiten angeeignet, darin ihre Lehrer sogar
übertroffen, und alle höhere Bildung so in sich vereinigt, daß sie
jene weit hinter sich gelassen haben.
Die Chinesen.
China ist das östlichste Land von Asien; es hat jetzt einen Um¬
fang von 152,960 Quadratmeilen, das von ihm abhängige Korea
4000 und das ebenfalls in einiger Abhängigkeit von China stehende
Tübet 30,200 Quadratmeilen. Im Norden hat China Wüsten und
Eisfelder; im Süden Gebirge und beinahe undurchdringliche Wälder,
im Osten das Weltmeer, im Westen Wüsten und den höchsten Berg¬
rücken der Erde. Die natürliche Abgeschlossenheit von China ist
noch verstärkt durch die berühmte große Mauer, welche etwa 200 Jahre
v. Chr. an der nördlichen Grenze gegen die Einfälle kriegerischer
Nachbarvölker erbaut worden ist. Sie ist 150, nach Anderen 300,
nach Gützlaff 1000 geographische Meilen lang, 20 Fuß hoch und
unten 25, oben 15 Fuß breit; sie geht über 6000 Fuß hohe Berge,
durch tiefe Thäler und mittelst Bogen über Flüsse. Ohngefähr alle
200 Schritte ist ein Thurm und hier und da Thore. An manchen
Stellen ist sie doppelt und dreifach. In den Produkten des Landes
findet sich nicht die Fülle und Verschiedenheit, welche man vermuthen
sollte; ein großer Theil des Landes ist wegen der bergigen Natur
unfruchtbar. Vieh ist verhältnißmäßig in sehr geringer Zahl vor¬
handen, und die wilden Thiere können bei der großen Bevölkerung
und den kahlen Feldern keine Schutzplätze finden. Dagegen sind die
westlichen und südwestlichen Provinzen reich an mineralischen Pro¬
dukten. Die Einwohnerzahl giebt der Staats-Census zu 360 Mil¬
lionen an.
Die Chinesen sind das gebildetste Volk des im östlichen Asien
wohnenden mongolischen Meuschenstammcs. Ihr Staat ist der äl¬
teste der noch jetzt bestehenden. Die Ueberlieferungen über die ältesten
Zeiten sind ganz fabelhaft. Nach alten Annalen hat man den An¬
fang der Herrscher-Dynastie Hia, der ersten, welche man auf die
Das Land.
Die chinesi¬
schen Ge¬
schichtswerke.