Full text: Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt

Die Höhen. 41 
Die Türen und Fenster haben die Forin von großen Rundbogen. Da, 
wo der Fußboden erhöht erscheint, stand der Altar, auf dem der Burg- 
kaplan die Messe las. Gegenüber von dem Eingange der Kapelle liegt 
ein größerer Raum, der als Rittersaal bezeichnet wird. Erhellt wird er 
durch ein auf der Nordseite eingehaueues Fenster. Sieht man vom Fenster 
nach unten, so blickt man in die schwindelnde Tiefe. Den nächsten Raum 
nennt man das Zimmer der Burgfrau. Eine Tür wird vom Führer 
geöffnet, und wir treten in das Burgverließ mit der Folterkammer ein. 
Der Führer zündet die Laterne an und leuchtet in einen 20 m tiefen 
Schacht. Wer in diesem Burgverließ gefangen saß, war unrettbar verloren. 
Am oberen Rande liegen eine Reihe Totenschädel und Beinknochen. Woher 
mögen diese sein? 
Eingangstor, Mauerreste und Teile des Wallgrabens lassen er- 
kennen, daß der Regenstein früher eine Festung war. An einem Steine 
sinden wir sogar noch einen ausgearbeiteten Adler. Welchem Staate 
mag demnach diese Festung angehört haben? Sie wurde von dem 
Großen Kurfürsten erbaut. Zur Zeit des siebenjährigen Krieges war 
sie längere Zeit in dem Besitze der Franzosen, die von hier aus das 
umliegende Gebiet sehr bedrückten. Friedrich der Große entriß später den 
Franzosen die Festung. Bei der Eroberung wurden die Mauern bis zum 
Erdboden niedergerissen. So steht die Ruine Regenstein heute noch da. 
Dort, wo früher die Ritter trotzig in das Land hinabschauten, dort, wo 
später Soldaten die Festung bewachten, sehen wir heute an sonnigen 
Tagen fröhliche Harzwauderer. Durch das, was wir gefeheu und was 
wir gehört haben, ist uus ein Stück vergangener Zeit in die Erinnerung 
gerufen worden. 
c) Die herrliche Aussicht vom Regenstein. 
Ehe wir uns trennen, genießen wir vom höchsten Punkte noch die 
herrliche Aussicht. Wir wenden uns nach allen Richtungen. Im S. sehen 
wir Blankenburg und dahinter die Teuselsmauer. Über alle Berge 
und Hügel erhebt sich im SW. das Haupt des 1140 m hohen Brockens, 
das oft vom Nebel umhüllt ist. Im N. und O. blicken wir in die weite 
Ebene. Durch das Fernglas erkennen wir Quedlinburg mit seinem 
hochragenden Schloß und Halberstadt mit den weißen Türmen des 
Domes. 
Wir scheiden vom Regenstein. Unvergeßlich werden uns diese genuß- 
reichen Stunden bleiben: gern werden wir oft davon plaudern. 
3. Spiegelsberge und Hoppelberg. 
Nahe bei der Stadt Halberstadt erheben sich die Spiegels berge. 
In der Mitte des vorigen Jahrhunderts lagen sie noch als kahle Felsen 
da. Jetzt sind sie mit herrlichen Wald- und Gartenanlagen geschmückt. 
Den Grund dazu legte der Domherr Werner von Spiegel, nach dem die
	        
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