76 4. Der Harz.
sorgfältige Pflege (Düngung) begünstigen einen üppigen Graswuchs; und
dieser wies die Harzer aus die Viehz u ch t und die M i l ch Wirts ch a ft
hin (Harzkäse). Die Rindvieh- und Schweinezucht sind bedeutend.
Aber auch der F a b r i k b e t r i e b nimmt unter den Erwerbszweigen
einen breiten Raum ein, und das Wasser gibt dazu häufig eine billige
Betriebskrast. Tuch-, Watten-, Leinen- und Wollwaren-, Papier-,
Schokolade-, Holzwaren-, Zündholz-, Maschinen- und Eisenwarenfabriken
sind allenthalben vertreten.
Unter den Nebenbeschäftigungen der Harzbewohiier stehen die
Kanarienvogelzucht und die weibliche Handarbeit oben an.
Andreasberg ist der Hauptort der Vogelzucht. Der Preis eines Hähnchens
stellt sich beim Mafsenverkans im Durchschnitt auf 6—8 M., im Einzel-
verkauf auf 16—L0 M. Gute Schläger kosten aber auch oft 100 M.
Die Harzer Kanarienvögel werden in der ganzen Welt begehrt. Während
die Vogelzucht und die „Vugelheisle"-Schnitzerei die Arbeit des Mannes
ist, stricken, häkeln und klöppeln die Frauen und Mädchen,
Im Sommer ist der Harz ein beliebter Aufenthaltsort der Bewohner
des Flachlandes. Von ihnen fließt den Harzern durch Zimmerverinieten,
Beköstigung und mancherlei andere Dienste eine hübsche Summe zu.
So sehen wir im Harze, namentlich im Oberharze, alle Personen
des Hausstandes aufs angestrengteste arbeiten und sich alle Mittel dienstbar
inachen zur Erhaltuug und zum Wohlstande der Familie. Es gilt, im
Sommer für den unwirtlichen Winter zu sorgen, der fast alle Außenarbeit
ruhen heißt.
Welche Eisenbahnlinien und Heerstraßen sind für das Gebiet von
Bedeutung?
Der Köhler.
Jin Frühjahr nimmt der Köhlermeister von Hans und Hof häufig bis zum
Herbste Abschied. Er zieht in den düsteren Tannenwald. Einige jnnge £eute, die
Handbuben, und einige kräftige Männer, die Schlittner, begleiten ihn. Sogleich
nach ihrer Ankunft errichten sie eine einfache, aber geräumige Hütte, die Köte, Sie
graben zu dein Zwecke einige junge Tannenbäume in die Erde, binden sie mit den
Spitzen zusammen und bedecken sie mit Banmrinde Der Eingang ist zugleich
Tür, Fenster und Schornstein. In der Mitte der Köle hängt an einer Kette der
Kessel, in dem die kärgliche Mahlzeit bereitet nurd. An den Seilenwänden hängen
kleine Beutelchen mit Sal}, Zwiebeln und Mehl, Auf der Erde steden ein vaar
Kisten, in denen Kartoffeln, Brot und Wurst aufbewahrt weiden. Den gröftten
Raum nehmen aber die breiten Moosbänke ein, die als Schlafstäiten diene». Die
Wohnung ist jetzt sertig, Für die Nahrung sorgen Weib und Kind im Tale
Nun gebt es an die eigentliche Arbeit. Die Schlittner ziehen auf Schlitten
über Gras und Moos Knüppel und Scheitholz herbei. Der Meister richtet einen
langen, starken Pfahl auf und schichtet um ihn das Holz auf. Alle Scheite stehen
senkrecht um den Pfahl hernm, doch so, daß um ibn ein kleiner^Ranm freibleibt.
Als Feuerloch wird auf der Erde bis zur mittleren Möhre, die den Schornstein bildet,
ein schmaler Gang freigelassen, Wohl an '20—40 Ran mm et er Holz werden auf¬
geschichtet zu einer großen Halbkugel, Der ganze Holzstoß wird zuletzt mit Nasen
und Erde bedeckt. Nun führt mau Feuer durch den wagerechten Gang bis zum
Schornsteine und schüttet von oben darauf Brennstoffe. Ist das Feuer tüchtig