Zoziale Fürsorge und deutscher Ziegeswille
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tausend Letten für verwundete und erkrankte Krieger zur Verfügung.
Für ihre Behandlung erweisen sich in hohem Maße wertvoll die reichen
Erfahrungen unserer Versicherungsträger über eine bestmögliche Hei¬
lung von Unfallverletzungen, die als Folgen der außerordentlichen
Kriegsstrapazen jetzt vielfach zu beklagen sind. Oer Förderung, die neben
anderen Gebieten der ärztlichen Tätigkeit besonders die Chirurgie durch
die soziale Versicherung erfahren hat, ist es mit zu danken, daß die Zahl
der rasch genesenden und für den Dienst in der Front wieder tauglichen
verwundeten Krieger gegen früher so erfreulich gestiegen ist.
Durch Überweisung aller verfügbaren Barmittel an die Keichsbank
stärkten die Versicherungsträger unsere ausgezeichnete Finanzrüstung.
Eine der schärfsten Waffen gegen Kriegsnot wurde § 1274 der Keichs-
verficherungsordnung. Nach ihm können die Versicherungsanstalten mit
Genehmigung des Keichsversicherungsamtes Mittel aufwenden, um all¬
gemeine Maßnahmen zur Verhütung des Eintrittes vorzeitiger Invali¬
dität pnter den versicherten oder zur Hebung der gesundheitlichen Ver¬
hältnisse unter der versicherungspflichtigen Bevölkerung zu fördern oder
durchzuführen. Für die hierdurch umgrenzten Uufgaben der Kriegs¬
wohlfahrtspflege erklärten sich die Versicherungsanstalten mit Zustim¬
mung des Keichsversicherungsamtes großzügig bereit, Mittel bis zu
5 vom hundert ihres Vermögens aufzuwenden. Da es sich, wie schon
erwähnt, auf über 2 Milliarden Mark beläuft, so steht ein Betrag bis
zu mehr als l00 Millionen Mark zur Verfügung.
Weiter haben die Versicherungsanstalten unter Billigung des Keichs¬
versicherungsamtes beschlossen, durch Lombardierung von Wertpapieren
bis zu 200 Millionen Mark flüssig zu machen, um sie als Darlehen zu
erleichterten Bedingungen an bedrängte Gemeinden, Kreise usw. aus¬
zuleihen. Dabei soll auch auf Bekämpfung gesundheitlicher Schäden in¬
folge von Urbeitslosigkeit Bedacht genommen werden.
Endlich haben sich die Versicherungsanstalten mit über 289 und die
Berufsgenossenschaften mit rund 95 Millionen Mark an der Uufbrin-
gung der Kriegsanleihe beteiligt. Sie haben dadurch zu dem unblutigen
Siege eines Volkes beigetragen, das in langjähriger zäher und mutiger
Krbeit, und ohne dabei an seiner körperlichen, geistigen und sittlichen
Kraft und Gesundheit Schaden zu leiden, eine wirtschaftliche Großmacht
geworden ist. Wir erleben, wie es mitten im Kriege durch frisches Zu¬
sammenfassen seiner wirtschaftlichen Kräfte entschlossene Unterneh¬
mungslust entfaltet und bei immer mehr sinkender Zahl der Urbeits-
losen im Frieden begonnene große Kulturwerke fortführt.
Di\ p. Kaufmann, Präsident des Keichsversicherungsamtes,
in der gleichnamigen Schrift.
Siebourg und Uuckhoff, Uriegslesebuch
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