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Die Könige aus dem Fränkischen Hause. 
Gregor, schon auf der Reise nach Deutschland begriffen, aufhielt, erreichte durch 
dreitägige Buße Lösung vom Banne, benahm dadurch seinen Gegnern die 
rechtliche Grundlage für ihre weitern Pläne und vereitelte das Schiedsgericht. 
Den Fürsten blieb nur offene Auflehnung; sie verwarfen die Ab¬ 
machung, erklärten Heinrich für abgesetzt und stellten, das erstemal in ver¬ 
deutschen Geschichte, einen Gegenkönig aus (gegen den Willen der päpst¬ 
lichen Legaten). Sie nahmen also das Recht für sich in Anspruch, 
den König nicht nur nach ihrem Ermessen zu wählen, sondern 
auch, sofern er ihnen nicht genehm war, ihn abzusetzen. Damit 
wurde die königliche Gewalt der der Fürsten untergeordnet, die von Otto 
begründete Verfassung gestürzt. Da sich Heinrich nicht fügte, kam es 
zwischen ihm und den Fürsten zum Kampfe. Sie wählten zunächst Rudolf 
vou Schwaben zum Könige. Dieser wurde daher seines Herzogtums ent¬ 
setzt und Schwaben von Heinrich an Friedrich von Büren, den Stammvater 
des hohenstaufischeu Königsgeschlechts, gegeben. An ihm, seinem Schwie¬ 
gersöhne, hatte Heinrich wie an Süddeutschland eine zuverlässige Stütze, 
während für Rudolf hauptsächlich die Sachsen und' der niedere Adel ein¬ 
traten. Anfangs hielten die Kräfte einander die Wage, nach dem Tode 
Rudolfs aber gewann Heinrich die Oberhand; der zweite Gegenkönig, 
Hermann von Salm, ist ihm niemals gefährlich geworden. 
Züge nach Italien. Da der Papst Heinrich zum zweitenmal 
gebannt hatte, zog dieser nach Rom und empfing von dem zu Brixeu 
gewählten Gegenpapste Klemens III. die Kaiserkrone. Damals zeigte sich 
zuerst das Verhältnis des Papstes zu den Normannen, die Lehnsleute 
des Papstes waren, in seiner ganzen Bedeutung. Der Herzog Robert 
Guiskard befreite Gregor aus der Engelsburg, wo er eingeschlossen war, 
mußte sich aber, da er die Stadt plünderte und verwüstete, zurückziehen. 
Gregor folgte ihm und starb 1085 in Salerno. — Der Grundgedanke seines 
Lebens, daß dem Papste das Recht auf die Weltherrschaft zustehe, lebte 
in seinen Nachfolgern weiter^ 
Zu einem vollen Siege ist Heinrich nicht gekommen, zumal die bald 
anhebende Kreuzzugsbegeisterung die Aufmerksamkeit von den ermüdenden 
kirchlichen Händeln ablenkte. 
Heinrichs letzte Lebensjahre wurden vollends verdüstert durch das 
Verhalten seiner Söhne. In Italien hatte er seinen Sohn Konrad als 
Stellvertreter zurückgelassen. Dieser wurde für die kirchlichen Bestre¬ 
bungen gewonnen, die mit den weit verbreiteten Wünschen nach einem 
nationalen Königtum zusammentrafen, und ließ sich zum Gegenkönige 
wählen. Er wurde jedoch abgesetzt und der jüngere Sohn Heinrich für 
die Thronfolge in Deutschland in Aussicht genommen. Aber dieser ließ 
sich von den unzufriedenen Ministerialen und kleinen Vasallen (die sich in 
der spätern Regierungszeit Heinrichs zurückgesetzt fühlten) zur Empörung 
verleiten, brachte durch Hinterlist den Vater in seine Gewalt und zwang ihn 
sogar (zu Ingelheim) zur Abdankung. Der Haft entflohen eilte der Kaiser 
hilfesuchend nach Niederlothringen, wo wirklich schon ein großes Heer für
	        
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