fullscreen: Die mathematische und physikalische Geographie (Theil 1 u. 2)

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Es gibt ein Sonnen- und ein Mondjahr. Das Sonnenjahr 
theilt sich in ein s i d e r i s ch e s und in ein tropische s. Ein siderisches 
Sonnen jähr oder S te rnj a hr erhalt man, wenn man von der Rückkehr der 
Sonne zu demselben Stern, und ein tropisches, wenn man von ihrer Rück¬ 
kehr zu demselben Punkte der Ekliptik rechnet. Jenes, mit dem die Sonne ihren 
Umlauf eigentlich erst vollendet, ist wegen der Vorrückung der Nachtgleichen 
etwas länger, als dieses, welches den Wechsel der Jahreszeiten und Tageslängen 
bedingt, und daher im bürgerlichen Leben allein gebraucht werden kann. Das 
Sternjabr dauert 365 Tage 6 Stünden 9' 10", das tropische Sonnenjahr aber 
365 Tage 5 Stunden 48' 48". . Eine andere Zeiteinheit, das Mondjahr, 
bildete sich dadurch, daß man wahrnahm, daß nach 12 synodischen Monaten 
oder nach 354 Tagen die Jahreszeiten im Allgemeinen wieder zurückkehren. 
Die verschiedenen Jahre s for m en, nach welchen die ältern 
und n eu ern Vö lk er r e chlte n, sind das freie Mondjahr, das 
gebundene Mondjahr und das Sonnenjahr, welch' letzteres sich 
in das bewegliche und in das feste Sonnenjahr abtheilt. 
Das freie, vom Sonnenlauf ganz unabhängige Mondjah r 
besteht aus 12 Mondmonaten, die zusammengenommen in der Regel 354, und 
nur dann 355 Tage halten, wann sich der Ueberschuß des astronomischen Mond¬ 
jahres über 354 Tage, nemlich 8 Stunden 48' 38", zu einem Tage angehäuft 
hat. Die 354tägigen Jahre werden Gemeinjahre, die 355tägigen Jahre 
Schaltjahre genannt. Der Ansang dieses freien Mondjahres eilt dem des 
Sonnenjahres jährlich um 10 bis 11 Tage vor. Es ist bei allen zum 
Islam sich bekenn ende n Völkern im Gebrauch; die alte Welt 
kannte es rticht. 
Das gebundene Mondjahr, bei welchem Sonnen- und Mondlauf 
zugleich berücksichtiget werden, treffen wir bei den Völkern an, zu deren Kultus 
es gehört, daß sie die sich auf denselben beziehenden Feste nicht nur bei 
einerlei Lichtgestalt des Mondes, sondern atich in einerlei Jahreszeit zu feiern 
haben. Die Griechen und die Juden waren ehemals in diesem 
Fall, und die letztern sind es noch jetzt. Zu den 12 Mondmonaten, 
die das Jahr in der Regel hält, wird von Zeit zu Zeit ein 13ter gezählt, und 
das Jahr, worin dieß geschieht, heißt ein Schaltjahr. Die Griechen, welche 
ihr Jahr gegen Sommer-Sonnenwende und ihre Monate mit dem Neumond 
anfingen, rechneten ihre Monate meistens abwechselnd zu 30 und 29 Tagen, 
und schalteten im Verlaufe entweder von 8 Jahren 3, oder von 19 Jahren 
7 Monate ein, um den Ansang des Jahres in einerlei Jahreszeit zu befestigen. 
Die letztere von Me ton erfundene Einschaltungsmethode ist noch jetzt bei den 
Juden im Gebrauch. 
Unter dem beweglichen oder wandernden Sonnenjahr 
versteht man das Jahr von 365 Tagen, bei welchem der Ueberschuß des tro¬ 
pischen ganz vernachläßigt wird. Das bewegliche Sonnen jähr war 
bei den alten Aegyptern und Persern im Gebrauch. Sietheilten 
ihr Jahr in 365 Tage, weßhalb sie in jedem Jahre einen Vierteltag oder 
0,24225' in 4 Jahren 1 Tag voraus waren. Daher kam es, daß der Anfang 
ihres Jahres nach und nach in den verschiedenen Jahreszeiten eintrat, bis er 
endlich nach 1460 Jahren ven ganzen Kreis der Jahreszeiten durchlaufen hatte. 
Ein festes Sonnenjahr hatten die Juden. Um das Jahr jedes 
Mal in einer und derselben Jahreszeit anfangen zu lassen, nahmen sie den Bruch 
in Rechnung, indem sie 3 Jahre hinter einander das Jahr zu 365 Tagen 
und das 4te Jahr zu 366 Tagen zählten. Durch diese Einschaltungsme¬ 
thode wurde der Anfang des Jahres jedes Mal dahin gebracht, wo die Erde 
ungefähr auf dieselbe Stelle in Beziehung auf die Aeguinoctien zurückgekehrt 
war. — Die Merikaner gaben ihrem Jahre in der Regel 365 Tage, und 
schalteten nach Ablauf von 52 Jahren 13 Tage ein. — Die Römer hatten
	        
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