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nicht Soldat werden und darf das Vaterland nicht mit verteidigen.
Doch achtet die Polizei noch viele Jahre daraus, was er tut und
treibt. —
„Willst du dich, mein ftinb, fernhalten von den Strafen des
Gerichts, so befolge die Lehren, die dir deine Eltern und Lehrer
geben, und jmmer <£reu und Redlichkeit
Bis an dein kühles Grab
Und weiche keinen Finger breit
Von Gottes Wegen ab.
25. Im Amtsgerichts)
Wenn man an einem Vormittage durch die Korridore des Amts-
gerichts geht, so sieht man, daß in allen Gerichtssälen Verhandlungen
stattfinden. In jedem Gerichtssaale ist ein Richter, angetan mit
schwarzem Talar und Barett, und ein Gerichtsschreiber. Aber auch
zwei Schöffen sitzen mit dem Richter am Richtertische; es sind zwei
unbescholtene Männer aus B., die das Gericht herbeigerufen hat,
damit sie mit dem Richter zusammen Recht sprechen sollen. Der
Kläger und der Beklagte stehen sich im Eerichtszimmer gegenüber.
Beiden ist es erlaubt, sich noch einen klugen Mann, einen Rechtsan¬
walt oder Advokaten, mitzubringen, der ihnen einen Rat geben kann,
wenn sie etwas nicht verstehen. Die Tür des Gerichtszimmers wird
nicht verschlossen, und jeder Erwachsene kann, wenn noch Platz vor-
Händen ist, eintreten und die Verhandlung mit anhören. Man sagt,
das Gericht ist öffentlich.
Emstmals wohnte ich zwei Gerichtsverhandlungen bei, und was
ich dabei erfuhr, will ich erzählen.
Ein Hauswirt war mit einem seiner Mieter in Streit geraten,
da dieser seine Miete nicht bezahlen wollte. Der Mieter meinte, weil
er seine Wohnung einige Monate vor dem Umzugstage verlassen
habe, so brauche er für diese Zeit auch nichts zu bezahlen. Als sie sich
nicht einigen konnten, verklagte der Hauswirt den Mieter bei dem
Amtsgericht. Der Richter lieh nun beide zu einem Termin vorladen
und sich die ganze Sache genau erzählen. Zuletzt besprach sich der
Richter mit den Schöffen und sagte dann dem Mieter, er habe un-
recht; da er die Wohnung auf ein Jahr gemietet habe, so müsse er
die Miete auch für ein ganzes Jahr bezahlen. Er verurteilte ihn
darum, das fehlende Geld und die durch die Gerichtsverhandlung
entstandenen Unkosten zu bezahlen. Wie ich später hörte, sträubte sich
aber der Mieter, die Miete und die Kosten zu bezahlen. Da schickte der
Richter den Gerichtsvollzieher zu ihm. Dieser pfändete Möbel und
*) Aus dem empfehlenswerten Buche von Arno Fuchs: Die Großstadt und
chr Verkehr. Berlin, M. Warneck.