Full text: [Teil 3 (6., 7. & 8. Schuljahr), [Schülerband]] (Teil 3 (6., 7. & 8. Schuljahr), [Schülerband])

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Ihr habt euch hier zu einer öffentlichen Versteigerung von 
allerhand Sachen versammelt. Ihr nennt diese Dinge Guͤter; 
aber ihr mögt euch wohl vorsehen, daß sie nicht einigen zu Übeln 
werden. Ihr denkt, sie werden wohlfeil, vielleicht weit unter dem 
Werte abgehen; allein, wenn ihr fie nicht notwendig braucht, so 
werdet ihr sie auf jeden Fall teuer bezahlen. Richard sagt: Kaufe 
nur, was du nicht brauchst, so wirst du bald verkaufen müssen, 
was du brauchst. 
Der Weise, so sagt der alte Richard, wird durch fremden 
Schaden klug, ein Narr kaum durch seinen eigenen. Ich kenne 
Leute, welche selbst hungern und ihren eignen Kindern das Brot 
entziehen, um sich das nötige Geld für ein unnötiges schönes Kleid 
zu ersparen. Seide und Sammet löschen aber das Feuer in der 
Küche aus. Dahin ist es gekommen, daß der erkünstelten Be— 
dürfnisse weit mehr sind als der natürlichen. Durch solche und 
ähnliche Thorheiten sind reiche und vornehme Leute an den Bettel— 
stab gekommen und gendtigt worden, diejenigen um Hilfe anzu— 
sprechen, auf welche sie früher hochmütig herabgesehen datten, die 
aber durch Fleiß und Sparsamkeit zu Vermögen und Ansehen ge— 
kommen sind. Der alte Richard sagt. Ein Bauer auf den Füßen 
ist besser als ein Edelmann auf den Knieen. Mancher, der am 
meisten klagt, hatte ein artiges Vermögen geerbt; er vergaß aber, 
wie er dazu gekommen und dachte: Es ist Tag, es wird niemals 
Nacht werden. Eine kleine Ausgabe von einem so großen Ver— 
mögen kommt nicht in Betracht; aber wie der arme Richard sagt: 
Wenn man immer aus dem Mehlfasse nimmt und nichts wieder 
hineinfüllt, so kommt man bald auf den Boden. Wenn der 
Brunnen trocken ist, schätzt man erst das Wasser. Wollt ihr wissen, 
was das Geld wert ist, so geht hin und borgt. Sorgen folgt 
auf Borgen, sagt Richard. Hast du etwas Schönes ins Haus 
gekauft, so mußt du noch zehn Stück dazu kaufen, damit alles 
zusammen passe. Der alte Richard sagt: Es ist leichter, dem 
ersten Gelüste zu widerstehen als allen folgenden, und der Arme, 
welcher dem Reichen nachäfft, ist ebenso lächerlich wie der Frosch, 
welcher aufblies, um so groß zu werden wie der Stier. Große 
Schiffe können sich ins weite Meer wagen; kleine Fahrzeuge müssen 
sich am Ufer halten. — Welche Thorheit, der entkbehrlichen Dinge 
wegen Schulden zu machen! Wer sich in Schulden steckt, gibt 
andern ein Recht über seine Freiheit. Könnt ihr zur gesetzten 
Frist nicht bezahlen, so werdet ihr euch schämen, wenn euer Glͤubiger 
euch begegnet. Ihr werdet ängstlich sein, wenn ihr mit ihm spreht 
und elende Entschuldigungen herstammeln. Nach und nach werdel 
ihr Treu' und Glauben verlieren, das Schamgefühl schwächen und 
euch gar durch grobe und niederträchtige Lügen emehren. Ein 
rechtschaffener Mann sollte jedem ohne Furcht ins Angesicht sehen
	        
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