296 90. Die Herstellung eines Buches.
Buchstaben aus dem Satze hebt. Ist der Satz ausgedruct, so wird
er vom Setzer wieder auseinandergenommen, das heißt, die einzelnen
Buchstaben werden wieder in die zugehörigen Fächer des Schrift⸗
kastens gebracht. Diesen Vorgang nennt man Ablegen. — Ein
leistungsfähiger Setzer setzt im Tage durchschnittlich 1015 000 Buch⸗
staben und legt ebenso viel wieder ab.
Die geschilderte Art des Zusammensetzens und Ablegens der Buch⸗
staben wurde schon zu Gutenbergs Zeiten geübt und ist auch heute
noch allgemein gebräuchlich. In neuerer Zeit sind jedoch auch Ma⸗
schinen zur Herstellung des Satzes erfunden worden. Man hat hier⸗
von zwei Gattungen, deren Tätigkeit der Maschinensetzer mittels einer
Klaviatur beherrscht. Die Typensetz- und Ablegemaschinen setzen
einzelne Buchstaben und ordnen den ausgedruckten Satz wieder in
seine einzelnen Bestandteile, hierbei die Buchstaben gleichzeitig in
Reihen zum Gebrauch für die Setzmaschine aufsetzend. Die Zeilen—
gießmaschinen, die am meisten gebräuchlich sind, auch in Deutsch⸗
land, reihen Buchstabenmatrizen aneinander, gießen hiervon volle
Zeilen in einem Stück und ordnen nach dem Guß die Matrizenzeilen
selbsttätig wieder in ihre einzelnen Bestandteile. Eine Setzmaschine
setzt in der Stunde, je nach der Gewandtheit des daran Arbeitenden,
46000 und mehr Buchstaben.
Sehr oft geschieht es, daß der Druck nicht von dem vom Seter
gelieferten Satz, sondern von dünnen Metallplatten erfolgt, welche man
vom Buchstabensatz abformt. Dieses letztere Verfahren heißt Stereo—
typie, und die heute gebräuchlichste Art der Stereotypie, die
Papierstereotypie, wurde von dem Franzosen Genoux um 1829
in Lyon erfunden. Das Verfahren dabei besteht darin, daß mittels
einer Anzahl feuchter, dünner Papierbogen, die auf den Satz gelegt
werden, durch Klopfen mit einer Bürste oder Pressen in einer Maschine
eine Matrize vom Satz gewonnen und nach dieser Matrize in einem
besonderen Instrument eine druckfähige Platte gegossen wird.
Ist also von dem Manuskript des Schriftstellers ein druckfähiger
Schriftsaß gemacht worden, so geht dieser zum Abdruck in den
Drucker- oder Maschinensaal. Hier wird er in der richtigen
Seitenfolge mittels Schraubvorrichtungen in einen eisernen Rahmen
fest eingespannt, und solch einen festgeschlossenen Schriftsatz nennt man
eine Druckform.
Zum Drucken selbst hat man heute zahlreiche Maschinenarten,
von denen wir nur die wichtigsten erwähnen können. Es sind dies die
Handpresse, die Schnellpresse und die Rotationsmaschine. Bei der
Handpresse, die früher ausschließlich in Gebrauch war, jetzt aber nur
noch bei gewissen Arbeiten benutzt wird, bewirkt man den Druck durch