A. Die Landwirtschaft und die mit ihr zusammenhängenden Industrien.
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Zweiter HbTcbnitt
Die einzelnen Wirtschaftszweige.
Wir haben die einzelnen Wirtschaftszweige den Begriffen Urproduktionen, Industrie,
Handel und Verkehr unterordnen können. Wir haben aber auch gesehen, daß dieselben
zueinander in vielfachen Beziehungen stehen, und werden daher in den folgenden Dar-
stellungen nicht der genannten Dreiteilung folgen, sondern, um wenigstens die natürlichen
Zusammenhänge schon äußerlich zum Ausdruck zu bringen, den gesamten Stoff folgender-
maßen gliedern:
1. Die gütererzeugenden Wirtschaftszweige: A. Landwirtschaft und die mit
ihr zusammenhängenden Industrien, B. Forstwirtschaft und Holzindustrie, C. Jagd und
Fischerei. D. Bergbau und die von ihm abhängigen Industrien, E. Textilindustrie,
F. sonstige Industrien,
2. Handel und Verkehr: A. Deutschlands Gesamthandel, B. Deutschlands Ver¬
kehrswesen.
1. Die güfererzeugenden Wirffchaffszweige.
A.
Die Landwirtschaft und die mit ihr zusammenhängenden
Industrien.
I. Die Landwirtschaft im allgemeinen.
a) Boden und Klima. Die klimatischen Verhältnisse und die Boden-
sruchtbarkeit der einzelnen Landschaften Deutschlands haben wir im 1. Teil ein-
gehend kennen gelernt. Zusammenfassend können wir sagen, daß ungefähr
% Deutschlands aus fruchtbarem Lehm-, Ton-, Mergel- und Marschboden be-
stehen, während Vs mit Sand, Moor und Geröll bedeckt ist. Dem entspricht
die Größe der landwirtschaftlich benutzten Fläche, welche 65 % der Gesamt¬
stäche beträgt. Von dem Rest sind 26% mit Wald bestanden und 9% land¬
wirtschaftlich unbenutzt (Ödland, Haus- und Wohnräume, Wege, Gewässer usw.).
Von den 65 % entfallen wieder 48,6% auf Acker- und Gartenland, 11 %
auf Wiesen und 5 % auf Weiden und Hutungen. Damit steht Deutschland in
der Größe der dem Acker- und Gartenbau gewidmeten Fläche in Europa an
zweiter Stelle; an erster finden wir Frankreich mit 58,8%. Auch der Umfang
des unproduktiven Landes ist verhältnismäßig gering; denn nur Österreich-
Ungarn und Bulgarien haben weniger, alle anderen Länder bedeutend mehr
(13—75 %). Die 48,6 % Acker- und Gartenland sind aber ungleichmäßig
verteilt, Östlich der Elbe ist der Prozentsatz höher; er steigt hier bis zu 63%
(Posen), während er westlich derselben unter 30% sinkt (Oldenburg).
Die Bodenbenutzung ist in Deutschland während der letzten 20 Jahre
ungefähr die gleiche geblieben. Nur der Anteil des unbenutzten Landes hat sich
infolge der ausgedehnteren Bautätigkeit, der Vermehrung der Verkehrswege usw.
um 1 % vergrößert, und zwar auf Kosten der Weiden und Hutungen. In
derselben Zeit hat sich jedoch die Bevölkerung um über 30 % vermehrt. Daraus
geht hervor, daß Deutschland wahrscheinlich nicht mehr imstande ist, seinen
Bedarf an landwirtschaftlichen Erzeugnissen allein zu decken, und daß, um der