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Dein Meister, dein König, dein Gott bin ieh!“
Da weint der Riese vor Preud' wie ein Lind,
30 Und den Heiland hinüber er trägt wie der Mind.
Und wie er durchwatet die sdusolnde Woll',
Das RKnäblein entsehwunden ihm ist zur Stell'.
Doch ein Greis im glänzenden RKleid da stand,
Hino Muschel voll Wassers in seiner Hand.
35 Dieo giesst eêr aus über des Heiden Haupt,
Dass der Heid' ist geworden ein Ohrist und glaubt
Und fühlt, wie's im dunkeln Herzen vwird klar,
Und wie so gebrechlich sein Gutsein war,
Und sieht, wie sein alternder Lichenstamm
40 Voll Zweige und Blätter vard wundersam. —
Wer kennt nicht den riesigen Tragmann am Fluss?
Woil er Ohristum trug, hbeisst er OQhristophorus.
113. Edelmut.
Earl Stoöber.)
Zwei gottesfürchtige Familien wohnten in einem Dorfe rechts
und links von einem feindseligen Manne. Er kränkte seine Nach—
barn, wo er nur konnte
Eines Tages kam er mit einem großen Fuder Heu nach Hause
und konnte es nicht abladen, sondern mußle es im Hofe stehen
lassen. Es stand ein schweres Gewitter am Himmel; alle seine
Leute waren noch auf den Wiesen beschäftigt, um wo möglich auch
noch das übrige Heu nach Hause zu bringen. Voll Sorge spannte
er aus und ritt in vollem Trabe auf seine Wiese zuruͤck. Aber
kaum war er sort, so eilten seine Nachbarn herbei und luden das
Heu ab; sie thaten auch noch eine ihrer Scheuern auf, damit ihr
Widersacher auch mit dem andern Wagen ohne Aufenthalt ins
Trockene fahren könnte.
Schon fielen einzelne große und schwere Tropfen, als er auf
dem Heimwege war. Er konnte nicht anders denken, als seine
Heuernte nehme ein schlimmes Ende. Zu seinem Erstaunen fand
er aber den ersten Wagen schon bis auf den letzten Halm abgeladen.
Nüun durfte er mit dem andern nur durch ein weit geöffnetes Thor
einfahren. Er war so gerührt, daß er kein Wort sagen und iit
keinem Worte um Verzeihung bitten konnte; aber seine beiden Hände
reichte er den Nachbarn und war mit ihnen von dem Augenblick
an ein Herz und ein Sinn.
Laß dich das Böse nicht überwinden, sondern überwinde das
Böse mit Gutem!